Länger leben mit Lungenkrebs
Je früher die Diagnose, desto besser die Prognose. Das gilt insbesondere für Tumore in der Lunge. Innovative Therapien können oft auch in fortgeschritteneren Fällen das Leben der Patienten deutlich verlängern.
Lungenkrebs ist laut WHO die häufigste Tumorerkrankung weltweit. „Allein in Österreich sterben jährlich fast 4000 Menschen daran“, sagt Maximilian Hochmair, Leiter der onkologischen Tagesambulanz/Tagesklinik, Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie in der Klinik Floridsdorf in Wien. Vor allem die Zahl der weiblichen Patienten steigt. Bei Weitem häufigster Auslöser ist Rauchen und Passivrauchen. Weit weniger bewusst ist der Bevölkerung die Radonbelastung, sagt Philipp Jost, Vorstand der klinischen Abteilung für Onkologie an der Med-Uni Graz: „Radon kann aus dem Erdreich in die Bausubstanz übertreten und sich etwa durch schlechtes Lüften negativ auf die Gesundheit auswirken.“Familiäre Häufung spielt laut Jost bei Lungenkrebs eine nachrangige Rolle.
„Die Umwandlung zu Krebszellen ist kontinuierlich, kann sich über Monate und Jahre erstrecken“, weiß Jost. Gemeinsam mit einem Forscherteam an der MedUni Graz hat er untersucht, wie es die aggressiven Tumorzellen in der Lunge schaffen, sich so rasch zu vermehren, und welcher genetische Schutzmechanismus sie dabei unterstützt. Die Vision: diese Erkenntnisse in einen pharmazeutischen und/oder wissenschaftlichen Prozess zu integrieren, der die Krebsheilung fördert. „Doch das erwarten wir nicht innerhalb der nächsten fünf Jahre.“
Um Lungenkrebs zu bekämpfen, stehen mehrere Methoden zur Verfügung. Soweit möglich, wird der Tumor operativ entfernt. Weithin bekannt ist die Chemo- und Strahlentherapie. Idealerweise ist der Tumor dann so klein, dass er entfernt werden kann. Diese Therapie kann auch nach einer Operation angewandt werden, um eventuell verbliebene Krebszellen zu vernichten. „Es steht, wann immer möglich, die chirurgische Entfernung des Tumors mit den umliegenden Lymphknoten im Vordergrund. In multimodalen Konzepten mit medikamentöser Tumortherapie und Strahlentherapie ist es in den letzten Jahren gelungen, den Erfolg der Behandlung deutlich zu verbessern. Wichtig ist immer, dass ein Lungenkrebspatient an ein Thoraxzentrum angeschlossen ist“, erklärt Klaus Emmanuel, Vorstand der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie der Universitätsklinik Salzburg.
Therapie in Tablettenform
Bei der medikamentösen Therapie kommen Präparate zum Einsatz, die das Tumorwachstum hemmen. Man versucht, die Krebszellen direkt anzugreifen, indem man zum Beispiel die Mechanismen bekämpft, die für das Zellwachstum verantwortlich sind. Der Vorteil: „Meist handelt es sich bei dieser Therapie um Tabletten, die man oft nur einmal täglich zu Hause einnehmen kann. Sie zeichnen sich gegenüber Chemotherapie durch eine deutlich bessere Wirksamkeit und Verträglichkeit aus“, sagt Hochmair.
Eine weitere innovative Behandlungsoption ist die Immuntherapie. Sie zielt darauf ab, das Immunsystem gegen den Tumor zu aktivieren. Krebszellen können sich vor dem Immunsystem „tarnen“, sodass sie nicht attackiert werden. Dies erreichen sie, indem sie die Aktivität von Immunzellen hemmen oder sogenannte Immun-Checkpoints manipulieren.
Dass sich die Behandlungsmethoden und -ergebnisse sukzessive verbessern, beruht vor allem auf Forschungen wie jenen von Jost. Sie tragen dazu bei, Tumore individuell bestimmen zu können.
Individuelle Behandlung
Durch maßgeschneiderte Therapiekonzepte gelinge es immer besser, Patienten eine für sie optimierte Behandlung anzubieten, sagt Hochmair: „Selbst bei fortgeschrittenem Lungenkrebs ist es immer häufiger möglich, das Leben bei guter Lebensqualität deutlich zu verlängern.“
Wichtig dabei ist, frühzeitig eine Achtsamkeit für Symptome zu entwickeln. „Husten über einen längeren Zeitraum, für den keine Ursache wie eine Erkältung erkennbar ist, sollte dringendst über den Haus- oder Facharzt abgeklärt werden und gegebenenfalls ein CT mit niedriger Strahlenbelastung durchgeführt werden“, rät Emmanuel. Damit könnte man viel mehr Lungenkrebspatienten rechtzeitig erkennen und so die Heilungsrate verbessern. Weitere Symptome sind unter anderem anhaltende Heiserkeit, Atemnot, ständige Schmerzen in der Brust und/oder Fieberschübe.