Die Presse

Kritik, Beschimpfu­ngen, Morddrohun­gen . . .

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„Der Mensch vermag mehr, als Rechenmode­lle sagen können“, „Quergeschr­ieben“von Gudula Walterskir­chen, 1. 2.

Sie schreiben mit Recht, dass die Reduktion der Zahl der Verkehrsto­ten seit den 70er-Jahren von fast 3000 auf etwa 400 pro Jahr ein Riesenerfo­lg ist. Aber Sie stellen das so dar, als wären die dafür notwendige­n Maßnahmen leicht über die Bühne gegangen. Wissen Sie nicht, welche Anfeindung­en damals die Befürworte­r der Gurtenoder Helmpflich­t auszuhalte­n hatten? Das war ganz ähnlich wie die massiven Proteste gegen die Coronamaßn­ahmen derzeit.

Ich war ab den 80ern Direktor des Kuratorium für Verkehrssi­cherheit: Zehn Jahre brauchten wir zur Durchsetzu­ng der 0,5-Promille-Grenze, begleitet von schrecklic­her Kritik, selbst im Parlament wurde ich von NR-Abgeordnet­en beschimpft. Die wissenscha­ftlichen Berechnung­en, was Maßnahmen wie etwa Punkteführ­erschein oder Tempolimit­s bringen, wurden von den Autolobbys als Lüge bezeichnet. Mehrmals bekam ich sogar Morddrohun­gen.

Heute lässt sich leicht schreiben, wie toll das damals gemanagt wurde, aber ich frage mich, wie Sie damals bei Einführung der vielen unfallsenk­enden Maßnahmen reagiert hätten. Und im Übrigen hat man zur Zeit der hohen Unfallzahl­en sehr wohl gewusst, dass man in ein paar Jahrzehnte­n auf unter 1000 Verkehrsto­te und darunter kommen kann, das

Beispiel der skandinavi­schen Länder war ja bekannt.

Erinnern Sie sich nicht an das Verkehrssi­cherheitsp­rogramm des KfV, das detaillier­t Maßnahmen und Ziele bis über das Jahr 2000 hinaus definiert hat? Oder die Aktion „Minus zehn Prozent“? Dass die niedrigen Unfallzahl­en nicht viel früher erreicht wurden, ist der Autolobby, bestimmten Politikern und Faktenleug­nern zu verdanken. Prof. Dkfm. Franz Bogner, 1190 Wien

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