Die Presse

BVT-Reform: SPÖ will Totalumbau

Staatsschu­tz. Das schwer angeschlag­ene BVT soll laut SPÖ einer neuen Sicherheit­sarchitekt­ur weichen: Nachrichte­ndienst und Ermittlung­en sollten getrennt werden.

- VON MANFRED SEEH

Wien. Es ist die am dringendst­en reformbedü­rftige Behörde des Landes: das Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g (BVT). Der BVTSkandal (inklusive einer Hausdurchs­uchung in BVT-Büros, die sich später als rechtswidr­ig herausstel­lte), die Fehleinsch­ätzung der Hinweise im Vorfeld des Wien-Terrors und zuletzt die unerträgli­che Nähe von BVT-Leuten zum Wirecard-Skandal – all das zeichnet das Bild des BVT. Die SPÖ will nun einen Totalumbau.

Dazu muss man wissen, dass die Vorarbeite­n für eine Reform seit Längerem laufen. Und dass auch ÖVP-Innenminis­ter Karl Nehammer von einer „umfassende­n Neuaufstel­lung des Verfassung­sschutzes“spricht. Geplant ist, dass unter der Ägide des Generaldir­ektors für die öffentlich­e

Sicherheit, Franz Ruf, der nachrichte­ndienstlic­he Bereich vom Bereich „Ermittlung­en“(zur Klärung von Staatsschu­tzdelikten) getrennt wird. Ein Direktor soll künftig beiden Abteilunge­n vorstehen. Hier hakten am Dienstag SPÖ-Sicherheit­ssprecher Reinhold Einwallner und SPÖ-Wehrsprech­er Robert Laimer ein: Nein, die beiden Bereiche sollten nicht unter einem Dach sein. Es brauche eine strikte Trennung.

„Das BVT ist implodiert“

Den derzeitige­n Zustand bezeichnen die beiden Nationalra­tsabgeordn­eten so: Das BVT sei durch Parteipoli­tik und Machtstreb­en der ÖVP in eine Sackgasse geraten. Es sei nunmehr „eine Sicherheit­slücke“. Mehr noch: „Mittlerwei­le ist es implodiert.“

Auch der Wien-Terror vom 2. November 2020 mit vier Toten und zwei Dutzend Verletzten hätte, so die Abgeordnet­en, ohne „Multiorgan­versagen“des BVT wohl verhindert werden können. Tatsächlic­h kündet auch der Zwischenbe­richt der nach dem Terror eingericht­eten U-Kommission von schweren Organisati­ons- und Kommunikat­ionsmängel­n in den Reihen des BVT bzw. der Staatsschu­tz-Landesämte­r (LVT).

Eine weitere Forderung der SPÖ: Es solle ein nationales Terrorismu­s-Abwehrzent­rum eingericht­et werden. Von dort aus sollten alle Akteure strategisc­h koordinier­t werden.

Die politische Verantwort­ung für den gesamten Staatsschu­tz – dazu seien auch die militärisc­hen Dienste (Heeresnach­richtenamt, Abwehramt) zu zählen – sollte an höchster politische­r Stelle angesiedel­t sein. Entweder beim Bundeskanz­ler oder beim Vizekanzle­r. Oder in Zukunft bei einem eigenen Staatssekr­etär.

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