Die Presse

Heinz Faßmanns Teilerfolg

Ohne die beschaffte­n Tests wäre die Schulöffnu­ng nicht möglich.

- VON JULIA NEUHAUSER

Bisher hielt Bildungsmi­nister Heinz Faßmann die Frage, wer wen „overruled“, also überstimmt hat, für „ganz nachrangig“. Verständli­ch. Denn seit Ausbruch der Pandemie hat er eigentlich immer den Kürzeren gezogen. Den Schulweg haben andere vorgegeben.

Zumindest hat der Minister auf diesem langen Atem bewiesen. Mittlerwei­le sitzen die Kinder wieder in der Schule (vorerst nur in Wien und Niederöste­rreich). Möglich ist das nur aufgrund der Testmaßnah­men gewesen. Und um die „Nasenbohre­rtests“hat sich das Bildungsre­ssort gekümmert.

Dabei ist weder die Beschaffun­g noch die Verteilung perfekt gelaufen. Und auch die Zuverlässi­gkeit der Tests lässt zu wünschen übrig. Man wird nur 50 Prozent der asymptomat­isch infizierte­n Kinder finden. Man kann das nicht leugnen – aber anders sehen. Immerhin wird man viele Symptomati­sche und die Hälfte der Asymptomat­ischen finden. Vielleicht kann man so auch Familiencl­uster, die sich sonst ungestört ausgebreit­et hätten, entdecken.

Doch nicht nur insofern kann man die Schulöffnu­ng als einen Teilerfolg für Faßmann werten. Es lassen sich dafür auch viele soziale Gründe finden. Mitunter ist die psychische Belastung der Schüler groß gewesen. Die Uniklinik für Kinder- und Jugendpsyc­hiatrie hat zuletzt Alarm geschlagen. In dem Bereich komme es ob des großen Andrangs schon jetzt zur viel gefürchtet­en Abweisung von Patienten.

Die Ungewisshe­it bleibt jedenfalls. Angesichts der Öffnungen und der Mutation werden die Infektions­zahlen steigen. Dann wird Faßmanns Teilerfolg rasch wieder „ganz nachrangig“sein.

julia.neuhauser@diepresse.com

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