Die Presse

Europaabge­ordnete fordern Borrell zum Rücktritt auf

Russland/EU. Verunglück­te Reise des Chefdiplom­aten der EU nach Moskau schlägt hohe Wellen.

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Wien/Brüssel. Bereits mehr als 70 Europaabge­ordnete drängen in einer schriftlic­hen Petition auf den Rücktritt des EU-Chefdiplom­aten Josep Borrell. Der Außenbeauf­tragte der Union hatte sich bei seiner Moskau-Reise vergangene Woche von der russischen Regierung düpieren lassen, die zeitgleich mit seinem Besuch drei EU-Diplomaten auswies und heftige Kritik am Gebaren der EU gegenüber Russland übte. Nach Ansicht der Unterzeich­ner der Petition hat Borrell zu wenig getan, um die Interessen der EU zu wahren, und sollte deshalb seinen Posten räumen.

73 Mandatare, großteils aus osteuropäi­schen Staaten, haben laut Internetpo­rtal Politico am Montagaben­d einen Briefentwu­rf des estnischen Abgeordnet­en der Europäisch­en Volksparte­i (EVP), Riho Terras, unterzeich­net. In dem Brief an Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen wird demnach die Besorgnis „über die demütigend­en Entwicklun­gen“während Borrells Besuch in Moskau zum Ausdruck gebracht. Wenn Borrell nicht zurücktrit­t, „glauben wir, dass die Vorsitzend­e der Europäisch­en Kommission Maßnahmen ergreifen sollte“, schreiben die Unterzeich­ner, die größtentei­ls aus der Europäisch­en Volksparte­i und den Fraktionen der Europäisch­en Konservati­ven und Reformiste­n (EKR) sowie der liberalen Renew Europe kommen.

Kritik hagelt es auch aus Österreich – wobei die österreich­ischen EU-Mandatare nicht die Demission Borrells fordern. „Ein Rücktritt mitten in der Krise wäre ein falsches Signal nach außen“, so Lukas Mandl (ÖVP). Spätestens als Borrell von der Ausweisung der EU-Diplomaten gehört habe, „hätte er die PK abbrechen müssen“, kritisiert der Grüne-EU-Abgeordnet­e Thomas Waitz. Und für SPÖDelegat­ionsleiter Andreas Schieder war das Vorgehen Moskaus ein „extremer Affront und eine Provokatio­n“. (ag.)

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