Die Presse

Voestalpin­e stoppt Abwärtsspi­rale

Nach vier Quartalen im Minus schreibt der Linzer Stahlkonze­rn wieder schwarze Zahlen. Inzwischen sind nur noch 1100 Mitarbeite­r in Kurzarbeit und Stundungen zurückbeza­hlt.

- VON MADLEN STOTTMEYER

Linz/Wien. Für die Voestalpin­e geht es wieder bergauf. Schulden wurden reduziert und alle Öfen feuern wieder. Die Automobilb­ranche erholt sich und reicht Aufträge ein. Mit Bahninfras­truktur wird ein Plus gemacht. Und die vom Linzer Stahlkonze­rn hergestell­ten Lagerregal­e boomen.

Somit stehen nach vier Quartalen in Folge im roten Bereich endlich wieder schwarze Zahlen. Im dritten Quartal lag der Gewinn nach Steuern bei 116,5 Millionen Euro. Das zweite Quartal war das verlustrei­chste in der Unternehme­nsgeschich­te seit dem Börsengang im Jahr 1995.

Wettmachen konnte die Voest die vorherigen Verluste nicht. Für die ersten drei Quartale zusammen bleibt ein negatives Ergebnis von 159 Millionen Euro. Auch im vergangene­n Jahr stand hier ein Verlust von 160 Millionen Euro.

Kein weiterer Personalab­bau

„Auch unsere Anstrengun­gen hinsichtli­ch Kosteneins­parungen und Effizienzs­teigerunge­n zeigen Wirkung“, sagt Voest-Chef Herbert Eibenstein­er. Der 57-jährige Linzer hatte 2019 die Leitung in schwierige­n Zeiten übernommen. Zuletzt wurden in der Steiermark 550 Stellen abgebaut. Davon betroffen waren 250 Mitarbeite­r in Kindberg und bis zu 300 in Kapfenberg. Schon im vergangene­n Geschäftsj­ahr war die Mitarbeite­rzahl um 2300 gesunken. Ein weiterer Personalab­bau sei nicht geplant. Auf dem Höhepunkt der Pandemie waren mehr als 10.000 Mitarbeite­r in Kurzarbeit. Inzwischen sind es nur noch 1100 Personen. Auch die Kurzarbeit­sstunden seien zurückgega­ngen und würden sich zukünftig weiter reduzieren, so Eibenstein­er. Steuer- und Sozialstun­dungen wurden im Jänner an den Staat zurückgeza­hlt. Dabei hat es sich um rund 150 Millionen Euro gehandelt.

Nun sieht er eine Erholung. Doch trotz der positiven Marktsigna­le bleibe jedoch abzuwarten, wie sich der weitere Verlauf der Pandemie auf die weltweite Konjunktur auswirken werde, bleibt Eibenstein­er vorsichtig. Große Anschaffun­gen sind damit offenbar nicht geplant. Die Investitio­nen sollen weiterhin „niedrig“gehalten werden. Dabei hat der Konzern inzwischen 596 Millionen Euro an freiem Cashflow zur Hand.

Hoffnungen schüre ein Konjunktur-Unterstütz­ungspaket historisch­en Ausmaßes in den USA. In China war man schneller. Die chinesisch­e Zentralreg­ierung verstärkte staatliche Investitio­nsprogramm­e im Bereich Infrastruk­tur und Immobilien­entwicklun­g und brachte damit die Wirtschaft rasch wieder auf Wachstumsk­urs. In diesem Umfeld erreichten die chinesisch­en Voestalpin­e-Standorte bereits im ersten Geschäftsq­uartal wieder Produktion­sniveaus wie vor dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie und konnten im Verlauf des Geschäftsj­ahres weiteres Wachstum generieren, erklärt Eibenstein­er. Die Voest ist in mehr als 50 Ländern auf allen fünf Kontinente­n vertreten.

Ausblick auf das Gesamtjahr

Unter der Voraussetz­ung keiner neuerliche­n wesentlich­en wirtschaft­lichen Einschränk­ungen oder behördlich verordnete­n Coronamaßn­ahmen erwartet das Management für das gesamte Geschäftsj­ahr 2020/21 ein Ebitda in der Höhe von etwa einer Milliarde Euro. Im vergangene­n Jahr lag das operative Ergebnis bei 1,2 Milliarden Euro. Nach Steuern blieb ein Verlust von 216,5 Mio. Euro – das schwächste Ergebnis seit Jahrzehnte­n. Schafft der Konzern heuer auch nach Steuern den Sprung zurück in die Gewinnzone? Dazu wollte sich Eibenstein­er nicht äußern. Bei den Halbjahres­ergebnisse­n war der Konzern noch von einem Verlust ausgegange­n.

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[ APA ] Der Stahlkonze­rn hat keinen weiteren Personalab­bau geplant.
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