Bawag will höhere Dividende zah len
Banken. Obwohl das Kreditinstitut weniger Gewinn gemacht hat, soll mehr ausgeschüttet werden.
Wien. Weder Corona noch die Rezession, nicht einmal Europas Bankenaufseher bringen die Bawag davon ab, ihre Eigentümer zufriedenstellen zu wollen. Die ehemalige Gewerkschaftsbank – heute an der Börse und zu einem Viertel im Besitz von US-Investmentfonds – wird an ihrer Dividendenpolitik festhalten und weiterhin die Hälfte ihrer Gewinne an ihre Aktionäre ausschütten. In Summe geht es um 460 Mio. Euro.
Das Wiener Kreditinstitut darf diesen Betrag aber nicht auf einmal ausschütten. Denn die EZB hat zwar ihre im März 2020 ausgesprochene Empfehlung, keine Dividenden auszuzahlen, mit Jahresende gelockert, aber dennoch die Einschränkung vorgegeben: Ausschüttungen dürfen nicht mehr als 15 Prozent der kumulierten Gewinne von 2019 und 2020 ausmachen. Zudem sollten sie nicht 0,2 Prozentpunkte der jeweiligen harten Kernkapitalquote übersteigen. Das gilt vorerst bis Ende September. Die EZB will damit erreichen, dass Banken besser kapitalisiert sind, um die noch nicht abschätzbaren Folgen der Coronakrise abfedern zu können. In der Finanzkrise 2008 musste man schmerzlich feststellen, wie gefährlich es für die gesamte Wirtschaft werden kann, wenn Banken in Schwierigkeiten geraten. Die jüngste Lockerung des Dividendenstopps hat die EZB übrigens wieder mit dem Appell versehen, am besten gar keine Dividenden auszuzahlen.
Sonderdividende geplant
Daran wird sich die Bawag nicht halten, ganz im Gegenteil: Sie plant für 2020 sogar eine Sonderdividende – zusätzlich zu den für 2019 und 2020 vorgesehenen 372 Mio. Euro. Obwohl der Nettogewinn im vergangenen Jahr um mehr als ein Drittel gesunken ist.
Die konkreten EZB-Vorgaben wird die Bank indes erfüllen. Demgemäß plant das Institut, im ersten Quartal zunächst nur 40 Mio. Euro auszuschütten. Das soll bei einer außerordentlichen Hauptversammlung Anfang März beschlossen werden. Dabei soll auch die Sonderdividende für 2020 von 88 Mio. Euro abgesegnet werden, „um den vorgemerkten Dividendenbetrag für 2019 und 2020 von je 230 Mio. Euro in absoluten Beträgen gleich zu halten“, heißt es auf Anfrage von der Bawag. Damit bleiben noch 420 Mio. Euro, die im vierten Quartal an die Eigentümer fließen sollen. „Vorbehaltlich der entsprechenden Zustimmungen durch die Aktionäre und der Aufsichtsbehörden“, so die Bawag. Darüber werde in der ordentlichen Hauptversammlung im zweiten Halbjahr entschieden.
Es mag etwas eigenwillig erscheinen, dass die Bankenaufseher davon abraten, Dividenden auszuzahlen, die Bawag ihre aber sogar erhöht. Ist es auch bis zu einem gewissen Grad, aber die Bank macht das zumindest auf Grundlage einer vergleichsweise soliden Bilanz. So fiel der Nettogewinn 2020 um 38 Prozent, machte aber immer noch 284,2 Mio. Euro aus. Ohne die wegen der Pandemie gebildeten Risikovorsorgen wäre das Ergebnis bei 653 Mio. Euro gelegen. Der Vorstand geht davon aus, dass die Vorsorgen in der Höhe nicht notwendig sein werden.
Auch das Aufwand-Ertrag- Verhältnis gehörte 2020 mit 44,3 Prozent im Branchenvergleich zu den besseren – obwohl es sich im Vergleich zum Vorjahr um 1,6 Prozentpunkte verschlechtert hat. Die Quote notleidender Kredite war mit 1,5 Prozent noch relativ niedrig. Dennoch fiel das Ergebnis nicht nur wegen der Risikovorsorgen schlechter aus, sondern auch, weil die Erträge im Zins- und Provisionsgeschäft zurückgingen.