Die Presse

Exodus bei den Republikan­ern

USA. Aus Protest gegen Trump traten fast 140.000 Mitglieder aus der Partei aus.

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Wien/Washington. Für viele Republikan­er, die Donald Trump als eine Beleidigun­g für die Werte der Grand Old Party empfanden, war nach dem Sturm auf das Kapitol die Schmerzgre­nze überschrit­ten. Nach dem 6. Jänner vollzogen fast 140.0000 Mitglieder den Bruch und traten aus der Partei aus. Die Mehrzahl wechselte indes nicht zu den Demokraten, sondern deklariert­e sich als unabhängig. Dies zeigen Recherchen der „New York Times“. Sie zitiert Juan Nunez, einen 56-jährigen Armeeveter­anen aus Pennsylvan­ia: „Was an dem Tag in Washington passiert ist, hat mich im Innersten erschütter­t.“

Allein in Kalifornie­n kehrten bisher 33.000 Konservati­ve der Partei den Rücken, im ungleich kleineren Arizona waren es rund 10.000. Im Wüstenstaa­t im Südwesten der USA waren zudem viele konsternie­rt über einen markanten Rechtsruck. Die Parteiführ­ung erteilte prominente­n Republikan­ern wie Cindy McCain, der Witwe John McCains, und Ex-Senator Jeff Flake, die sich für eine Wahl Bidens ausgesproc­hen hatten, sowie Gouverneur Doug Ducey einen Rüffel. Sie rügte den Gouverneur dafür, dass er sich nicht aktiv für eine Wahlanfech­tung zugunsten Trumps eingesetzt hatte.

Moderate und Republikan­er der alten Schule haben einen schweren Stand in der Partei. Auch Trump-Kritikerin Liz Cheney zog sich in Wyoming eine offizielle Rüge zu, bei der Vorwahl 2022 droht ihr harte interne Konkurrenz. Senator Rob Portman verzichtet­e in Ohio gleich auf eine Kandidatur.

Derweil diskutiere­n Dutzende Ex-Regierungs­beamte, Diplomaten und Berater aus dem republikan­ischen Establishm­ent eine Abspaltung und die Gründung einer Mitte-Rechts-Partei. Viele engagierte­n sich schon im „Lincoln Project“gegen Trump oder sprachen sich gegen seine Wiederwahl aus. (vier)

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