UniCredit mit Milliardenverlust
Das Mailänder Geldhaus musste im vergangenen Jahr fast fünf Milliarden Euro auf faule Kredite abschreiben. Auch bei der Bank Austria gab es 2020 ein Minus.
Mailand/Wien. Bei der UniCredit kommt es in vergangener Zeit immer wieder zu Überraschungen. So auch am Donnerstag. Wie bekannt wurde, verlässt Konzernchef Jean Pierre Mustier das Unternehmen nicht erst im April, sondern sofort. Noch dazu mit einem unerwartet hohen Verlust im Rücken. Hohe Abschreibungen und Kosten für einen neu verschärften Sparkurs sowie gestiegene Kreditvorsorgen brachten dem italienischen Geldhaus am Jahresende ein Minus von 2,8 Mrd. Euro ein, nachdem im Vorjahr noch ein Gewinn von 3,4 Mrd. Euro ausgewiesen werden konnte. Auch das Österreich-Geschäft bilanzierte leicht rot.
Vor allem das vierte Quartal war bei der UniCredit stark defizitär. Der Mailänder Konzern schrieb fast 900 Mio. Euro auf das Investmentbanking und die Großkundensparte ab. Die Wertberichtigung steht nach Bankangaben vor dem Hintergrund der Coronapandemie und der trüben wirtschaftlichen Aussichten. Unter dem Strich stand von Oktober bis Dezember ein Minus von 1,18 Mrd. Euro. Analysten sahen davor im Schnitt einen Quartalsverlust von 686 Mio. Euro.
Im Gesamtjahr musste man in Mailand fast fünf Milliarden Euro auf faule Kredite abschreiben, die Hälfte mehr als im Jahr davor. Da das bereinigte Ergebnis aber positiv ausfiel, will die UniCredit 1,1 Mrd. Euro an die Aktionäre zurückgeben: 800 Millionen Euro in Form von Aktienrückkäufen und 300 Millionen als Dividende – sofern die Bankenaufseher damit einverstanden sind.
Bank Austria mit Verlust
Für die Österreich-Division (Bank Austria, ohne Corporate/Investmentbanking) weist die UniCredit für 2020 einen kleinen Verlust von zwölf Mio. Euro aus, nach einem Nettogewinn von 563 Mio. Euro im Jahr 2019. Im vierten Quartal gab es im Österreich-Geschäft einen
Verlust von 33 Mio. Euro, vor allem wegen im Vergleich zum Vorjahr sechsmal so hoher Kreditrisikokosten, die rund 245 Mio. Euro ausmachten. Im Jahr davor gab es im Schlussquartal für die Österreich-Division in der UniCredit-Bilanz 222 Mio. Euro Gewinn. Im Vorjahr haben Abwertungen auf die Anteile an der 3-Banken-Gruppe die Bilanz belastet. Das Betriebsergebnis fiel um mehr als ein Drittel, die Kostenquote ist wegen rückläufiger Erträge schlechter geworden und auf mehr als 70 Prozent gestiegen.
An der Börse in Mailand wurden die Nachrichten mit Enttäuschung aufgenommen. Die Aktie fiel im Tagesverlauf um rund drei Prozent auf rund 8,4 Euro. Seit der Ausbruch der Coronakrise hat die Aktie 40 Prozent ihres Werts eingebüßt. Das Minus seit der Finanzkrise beläuft sich auf 96 Prozent.
Im laufenden Jahr soll das bereinigte Nettoergebnis der UniCredit auch dank eines verschärften Sparkurses auf mindestens drei Mrd. Euro steigen. Mustier hatte für 2021 zuletzt ein bereinigtes Ergebnis von drei bis 3,5 Mrd. Euro in Aussicht gestellt. Erreicht werden soll der Gewinnanstieg unter anderem mit anziehenden Erträgen und sinkenden Kosten. Im vergangenen Jahr brachen die Erträge um neun Prozent auf gut 17 Mrd. Euro ein. Die Kosten gingen hingegen nur um rund ein Prozent zurück und konnten den Ertragsrückgang nicht kompensieren.
Neues gab es zum anstehenden Chefwechsel. Bis der neue Vorstand, der ehemalige UBS-Investmentbanker Andrea Orcel, im April kommt, wird Ranieri de Marchis Interimsmanager an der Spitze der Bank. Mustier hatte sich mit dem Verwaltungsrat überworfen, der harte Sanierungskurs soll auf Widerstand gestoßen sein. Auch soll es Unstimmigkeiten rund um eine potenzielle Übernahme der maroden Monte dei Paschi gegeben haben.