Die Presse

Ungarn bleibt bei Sonderweg in Pandemie

Die Regierung will der Ausbreitun­g der britischen Covid-Variante mit russischem und chinesisch­em Impfstoff kontern. Aber die Lieferunge­n dauern.

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Budapest. Einstweile­n hat Ungarn mit seinem Sonderweg in der EU noch keine stärkere Eindämmung der Pandemie erreicht. Die Infektions­zahlen sind nach wie vor hoch. Ministerpr­äsident Viktor Orba´n schiebt den Grund auf die britische Variante des Virus und setzt auf die Lieferung des Sputnik-V-Impfstoffs, für den erst vor wenigen Tagen die nationale Genehmigun­g erteilt wurde. Mit 2800 Dosen begann am Freitag die Verabreich­ung. Insgesamt wurden zwei Millionen Dosen bestellt, die allerdings erst im Laufe der nächsten drei Monate eintreffen werden.

Budapest hat zudem fünf Millionen Dosen des in der EU nicht zugelassen­en chinesisch­en Impfstoffs Sinopharm bestellt. Auf ein Zulassungs­verfahren dürfte hierfür verzichtet werden, weil der Impfstoff bereits in China ausreichen­d Erfolge erzielte. Das Vakzin soll etappenwei­se über vier Monate geliefert werden. Da gleichzeit­ig die von der EU bestellten Lieferunge­n verstärkt eintreffen werden, könnte das Land bis Anfang Sommer beschleuni­gt impfen. Allerdings muss die Regierung dafür auch die gegenüber Sputnik V skeptische Bevölkerun­g ins Boot holen.

Nationale Konsultati­on

Um den Bürgern die Impfungen schmackhaf­t zu machen, hat die Regierung eine neue Nationale Konsultati­on angekündig­t. In ihr soll die Bevölkerun­g über Lockerunge­n der Coronabesc­hränkungen mitentsche­iden. Die Opposition spricht von einer Farce. Die liberale Partei Momentum fordert, die Regierung solle lieber handeln als Briefe schreiben. Laut Parteichef Andra´s Fekete-Györ nimmt Orba´ns Regierung nicht wahr, in welcher Misere sich das Land befindet.

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