Karneval im Sommer? „Fasching ist eine Religion“
Faschingsumzüge sind heuer abgesagt. „Wir werden zehnfach zurückschlagen“, sagt der GildenPräsident.
Wien. Wenn kommenden Dienstag der Fasching seinen Höhepunkt und sein Ende feiert, dann werden die Narren im Land, die Faschingsprinzen und -prinzessinnen nicht viel zu lachen haben. Die geschätzt 400 Faschingsgilden, also Faschingsvereine, dürfen ihre Maskenbälle, Sitzungen und Umzüge pandemiebedingt nicht abhalten.
„Passt auf euch und die anderen auf, verzichtet zum Wohl unserer Gesundheit auf das Remmidemmi“, schrieb der Präsident des Bundes Österreichischer Faschingsgilden, Adi Mittendorfer aus Bad Hall, zu Faschingsbeginn im November 2020 auf die Homepage.
Und jetzt? „Fasching ist ein Spirit, eine Religion, ein gelebtes Brauchtum. Der lässt sich nicht durch eine Pandemie erschüttern. Jeder bemüht sich, etwas über das
Internet zu tun“, sagt Mittendorfer im Gespräch mit der „Presse“. Heißt, wer kann, nimmt seine Auftritte auf, stellt sie auf YouTube oder wird sogar im regionalen Fernsehen übertragen. Außerdem seien die BÖF-Mitglieder in diversen WhatsApp- und Facebookgruppen lustig unterwegs. Freilich, in Wahrheit sind die Narren schon zum Faschingsbeginn am 11. November nie geweckt worden. Damals waren noch mehrere Veranstaltungen geplant gewesen. „Das ist ziemlich in die Hose gegangen.“Ein großer Abend im Zirkus-KroneZelt in Villach etwa wurde im letzten Moment abgesagt. „So ist es uns mit allen Veranstaltungen gegangen. Und zwar am laufenden Band.“
Radeln im Clownkostüm
Kommenden Dienstag beschränken sich die realen Vorführungen daher auf Einzelauftritte. „Etwa in Innenhöfen von Seniorenheimen, wo die Bewohner aus dem Fenster schauen können.“Bei ihm in Bad Hall wird sich die Gilde ins Clownkostüm werfen und quer durch den Ort radeln, um „ein bisschen Aufmerksamkeit zu erregen“.