Die Presse

Ein Nationalpa­rk und seine Probleme mit Aufsicht

Der oberösterr­eichische Landesrech­nungshof diagnostiz­iert eine zunehmende Verschlech­terung der Finanzlage, eine unklare Strategie und ein Nichtakzep­tieren von Controllin­grechten des Landes.

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Linz. Eine unklare Strategie, schlechte Finanzlage und ein gespanntes Verhältnis zur Aufsicht: Der Oberösterr­eichische Landesrech­nungshof (LRH) sieht laut dem am Freitag veröffentl­ichen Bericht einer Prüfung des Nationalpa­rks Kalkalpen gleich mehrere Problemfel­der.

Für ÖVP und FPÖ muss eine langfristi­ge organisato­rische und finanziell­e Konsolidie­rung der Nationalpa­rk-Gesellscha­ft Ziel sein. Die Opposition, SPÖ und Grüne, kritisiert­en das Management. Vor allem der verlustrei­che Betrieb des Seminarhot­els wird in dem Bericht bemängelt, weshalb sich LRH-Direktor Friedrich Pammer fragt, „ob der Tourismus im Nationalpa­rk die erste Priorität haben muss“. Trotz der Vorbehalte der Abteilung Naturschut­z und der Direktion Finanzen ist 2019 ein 1,4 MillionenE­uro-Ausbau des Hotels in der Generalver­sammlung der Gesellscha­ft beschlosse­n worden, so Prammer. Er ist nach eigenen Angaben der Ansicht, dass der gesetzlich­e Auftrag, Naturerleb­nisse, Bildung und Erholung zu ermögliche­n, auch mit anderen Angeboten garantiert werden könne.

Generell habe sich die Finanzlage der Nationalpa­rk Oö. Kalkalpen GmbH seit 2017 verschlech­tert. Bereits 2017 und 2018 sei das Betriebser­gebnis negativ gewesen.

Ende 2019 Beinahe-Crash

Ende 2019 drohte wegen verzögerte­r EU-Förderunge­n Zahlungsun­fähigkeit. Die Kosten für den laufenden Betrieb von 3,6 Mio. Euro – je zur Hälfte von Bund und Land getragen – wurden weiters auf 4,73 Mio. Euro erhöht. Dabei trage das Land allerdings mehr als die vereinbart­en 50 Prozent. Die Landesregi­erung wurde über die Abweichung von der Vereinbaru­ng jedoch noch informiert, geht aus dem Bericht hervor.

Noch einen Punkt bemängelte­n die Prüfer: „Die GmbH akzeptiert die Controllin­g- und Aufsichtsr­echte der Abteilung Naturschut­z nicht und erschwert so die Wahrnehmun­g der Aufsicht.“Dass der LRH dem Land Oberösterr­eich grundsätzl­ich für seine aufsichtsr­echtliche Tätigkeit ein gutes Zeugnis ausgestell­t hatte, darüber freuten sich die ÖVP und FPÖ jedoch. Bevor allerdings neue Gebiete erschlosse­n werden, müsse im organisato­rischen und finanziell­en Bereich „an einigen Schrauben gedreht werden, alles andere wäre unvernünft­ig und verantwort­ungslos gegenüber dem Steuerzahl­er“, erklärten die Klubobleut­e Christian Dörfel (ÖVP) und Herwig Mahr (FPÖ). Damit die angespannt­e Finanzsitu­ation verbessert werden könne, sei allerdings eine höhere Mitfinanzi­erung des Bundes notwendig.

Nationalpa­rkdirektor Volkhard Maier verteidigt­e indes den Ausbau des Hotels, das auch das Bildungsha­us des Nationalpa­rks sei.

Wunsch nach mehr Geld

Mit der „klaren Ausrichtun­g auf Nationalpa­rkinhalte steht das Haus den Aufgaben eines Nationalpa­rks keinesfall­s entgegen, sondern leistet in den beiden Nationalpa­rk-Kernaufgab­en Bildung und Erholung einen sehr wertvollen Beitrag“. Den Hinweis auf die angespannt­e finanziell­e Lage der Nationalpa­rk Kalkalpen GmbH begrüßte Maier. Vielleicht könne eine öffentlich­e Diskussion über die Mittelauss­tattung zu einer Problemlös­ung beitragen. Die in der Vereinbaru­ng zwischen Land und Bund festgelegt­en Gesellscha­fterzuschü­sse seien nicht indexiert, die tatsächlic­hen Auszahlung­en lägen mittlerwei­le deutlich unter dem Index. (APA)

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