Die Presse

Sapperlot, ein Remmidemmi

- VON MIRJAM MARITS

Das

Kind hat auf seinem Laptop – zwei, drei Lockdowns haben den Ankauf technische­r Geräte einige Jahre nach vorne verlegt – eine Liste mit ungewöhnli­chen Wörtern angelegt. Da wollte ich natürlich gleich ein paar der ganz großartige­n Ausdrücke beisteuern, die meine Oma immer gesagt hat, leider ist mir vorerst außer „auf lepschi gehen“nicht viel eingefalle­n.

Aber auch so hat das Kind vor allem aus Büchern wie der „Wir Kinder vom Möwenweg“-Reihe einige sehr nette Wörter zusammenge­tragen: Sapperlot (sagt das jemand außerhalb von Kinderbüch­ern?), papperlapa­pp (und das?) oder potzblitz (das bestimmt nicht) etwa. Jetzt weiß das Kind auch, dass es Firlefanz heißt und nicht, wie es immer dachte, Firlefranz, was wiederum ein netter Spitzname für jemanden wäre, der viel Firlefanz, also Klumpert (weniger charmant) oder Schnicksch­nack (schon hübscher und ebenfalls auf der Liste) sammelt: Er ist ein echter Firlefranz, zum Beispiel. Oft halten sich derartige falsch verstanden­e Wörter ja über Jahre in Familien, ich habe zum Beispiel erst spät erfahren (wie spät, wollen Sie gar nicht wissen), dass es gar nicht Luxenburg heißt, sondern Luxemburg. Dass ein Bompf kein anerkannte­r Ausdruck für Knopf ist, wurde mir als Kind auch eher spät mitgeteilt (aber nicht so spät wie Luxemburg),g weil das Wort Bompf als „so süß“empfunden wurde. Ähnlich lang wurde auch das Kind im Unklaren darüber gelassen, dass es gar nicht „hufen“, sondern „pusten“heißt. (Wir Erwachsene­n sagen das bis heute, das Kind nicht mehr.)

Aktuell sitzt das Kind etwas weniger vor dem Laptop, weil ja jetzt ein bisschen mehr Remmidemmi (noch so ein Wort von der Liste) losgegange­n ist und es immerhin an zwei Tagen die Woche in die Schule gehen darf. Tag eins nach dem Lockdown hat sich – nicht nur bei uns, wie ich höre – von Vorfreude, Aufregung und Stimmung her fast so angefühlt wie der erste Schultag. Nur ohne Schultüte. Dafür mit Nasenbohre­n. Und nachmittag­s wieder mit verlässlic­h unberührt retournier­tem Käsebrot in der Jausenbox. Manche Dinge können auch mehrere Lockdowns nicht ändern. Sapperlot!

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

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