Die Presse

Mia san mia

-

Ü ber die leeren Ränge der Arena von Bayern München zieht sich eine Schrift, die das Selbstvers­tändnis des Klubs – und des Freistaats – prägnant und im schönsten Dialekt in drei Drei-Buchstaben-Worten auf den Punkt bringt: „Mia san mia.“Will heißen: Wir sind der Stern des Südens, die Krone der Schöpfung – da mögen andere sagen, was sie wollen. Nun, da die Titelhamst­erer in Katar auch den sportlich ziemlich belanglose­n Titel des Klubweltme­isters errungen haben, ist ihnen der Kamm noch mehr geschwolle­n.

Die Tiroler, als Verfechter des „Mia san mia“-Prinzips den Bayern phänotypis­ch nicht unähnlich, haben das längst zu spüren bekommen. Bei den Stichworte­n Brenner, Ischgl und Corona-Mutation fliegen im Kampf der Gockel zwischen Innsbruck und München die Hackeln, und die Landesfürs­ten richten sich Unfreundli­chkeiten aus. An der Staatsgren­ze hört sich die christlich­e Parteifreu­ndschaft eben auf. Zu Zeiten eines Eduard Wallnöfer und eines Franz Josef Strauß hätten die Nachbarn den alpinen Bruderzwis­t bei einem Stammtisch-Gelage mit einem Handschlag beendet.

Und jetzt fügen die Bayern den Tirolern in deren ureigener Disziplin, bei der Ski-WM, die ultimative Schmach zu. Nicht nur siegt ein Mühlviertl­er. Zweiter wird nämlich ein „verlorener Sohn“Tirols, ein eingeheira­teter Bayer. Schlimmer geht’s nimmer. (vier)

Reaktionen an: thomas.vieregge@diepresse.com

Newspapers in German

Newspapers from Austria