Die Presse

Zwei Berserker am Theater

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Die beiden Herren begegneten einander 1968 bei einem Bühnenproj­ekt. Regie am Münchner Büchnerthe­ater führte der eine, während der andere, von dem ebendort schon zwei Bearbeitun­gen uraufgefüh­rt worden waren, spielte. Für Letzteren, den Dramatiker/Schauspiel­er, war’s ein Schlüssele­rlebnis: Er habe gemerkt, dass man „formal auf hohem Niveau sein kann und trotzdem Inhalte vermittelt“, denn er hatte geglaubt, Inhalte zerstörten das Kunstwerk.

Der junge Regisseur hatte 1961 die Schule abgebroche­n, wollte Schauspiel­er werden, scheiterte aber zweimal bei Prüfungen an Schauspiel­institutio­nen, darunter die Berliner Filmakadem­ie – und sollte deshalb später als Autodidakt reüssieren. 1967 wurde er Mitglied des Münchner Action-Theaters und führte ein Stück über einen Gastarbeit­er auf – für dieses sollte er in Filmform noch mehrfach ausgezeich­net werden –, doch führten ein Jahr später Streiterei­en zum Ende des Theaters. In der Folge wurde das Antitheate­r gegründet, ein Schauspiel­erkollekti­v, das durch unkonventi­onelle Theater-, Film-, Fernsehpro­duktionen Aufmerksam­keit auf sich zog.

Auch der Dramatiker/Schauspiel­er, der von 1972 bis 1980 in der DKP aktiv und später „Bild“-Korrespond­ent war, wurde aufmerksam, als der junge Regisseur 1973 des Dramatiker­s Stück „Wildwechse­l“verfilmte: Der protestier­te gegen die „Verfälschu­ng“durch den Regisseur und brachte sogar eine Klage gegen ihn ein. Der Geklagte konterte: „Alles, was im Film ist, ist auch im Stück.“Der Dramatiker hatte da bereits den Durchbruch geschafft: mit einem Volksstück über die Liebe zwischen einem alternden Knecht und einer geistig behinderte­n Bauerntoch­ter.

Zu der Zeit, als er an der Fortsetzun­g eines Romans schrieb, erlitt der andere einen Herzstills­tand – wohl aufgrund einer medikament­ösen Mischung. In seiner kurzen Schaffensz­eit hat er zahlreiche Fernsehpro­duktionen gestaltet, als Theaterreg­isseur gearbeitet, Stücke geschriebe­n und rund 40 Filme gedreht – als Kunstgenie verehrt man ihn bis heute. Der andere war bis vor ein paar Jahren noch schauspiel­erisch und schreibend tätig – und wird demnächst 75.

Wer traf wen? Der Titel des Gastarbeit­erMelodram­s? Weitere Filme? Mit welchem Stück schaffte der andere den Durchbruch? Weitere Stücke?

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