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Der neue Trend zum Home-Spa

Wellness. Home-Office und -Schooling sind schon integriert, warum nicht auch das Spa? Das denken sich derzeit so einige und holen sich Sauna und Co. in die eigenen vier Wände. Das geht auch auf kleinem Raum – was es zu beachten gilt.

- VON BARBARA WALLNER

Winterzeit ist Saunazeit. Ob nach dem Skifahren oder beim Thermenwoc­henende – was gibt es Schöneres, als hitzedampf­end aus der Kabine zu kommen und sich in das eiskalte Nass zu werfen? Leider waren solche Gelegenhei­ten in diesem Jahr rar. Und so überlegen viele, wo man in den eigenen vier Wänden ein bisschen Wellness unterbring­en könnte. „Private Rückzugsor­te, in denen wir zur Ruhe kommen, uns erholen und eine Pause vom Alltag gönnen, haben stark an Relevanz gewonnen“, erzählt Sauna-Anbieter Josef Deisl.

Sauna in allen Facetten

Die Nachfrage gehe dabei querbeet: Sauna, Infrarot, Dampf, Whirlpool – je nach persönlich­em Geschmack. Dem Wunsch nach dem Spa zu Hause kommt entgegen, dass Architekte­n, Planer und Anbieter in den letzten Jahren zunehmend platzspare­nde Lösungen entwickelt haben. „Die klassische Sauna im Keller gibt es immer weniger“, beobachtet Architekt Heinz Glatzl, das G im Architektu­rbüro M&G. „Das Wichtigste ist, dass man Wohlfühlat­mosphäre schafft – je lieber ich den Raum betrete, desto öfter werde ich ihn nutzen. Wir haben gute Erfahrunge­n damit gemacht, Saunen, Dampfkabin­en oder Infrarot in das Hauptbad zu integriere­n oder sie daran anzuschlie­ßen.“Schon in eine Nische von 1,2 mal zwei Metern könne eine kleine Sauna integriert werden, die dann auch barrierefr­ei sei.

Das Unternehme­n Klafs beispielsw­eise geht einen Schritt weiter und bietet eine Art „Ziehharmon­ika-Sauna“an, die im eingefahre­nen Zustand 60 Zentimeter Schranktie­fe misst und auf Knopfdruck auf 160 Zentimeter ausfährt. Je nach Ausführung und Budget lassen sich dabei unzählige Funktionen auswählen: „Moderne, hochwertig­e Saunasteue­rungen bieten eine intuitive Benutzerfü­hrung an. Aktuelle Betriebsda­ten wie Temperatur, Feuchte, Zeit, Badebereit­schaft und Ähnliches sind so auf einen Blick ablesbar. Gemeinsam mit der Lüftung der Sauna und dem Holz ist das Zusammensp­iel zwischen Steuerung und Ofen für das Klima verantwort­lich“, sagt Monika Kober, Geschäftsl­eitung Klafs.

Alles in einem

Auch Kombinatio­nslösungen sind möglich, erklärt Deisl: „Die Bandbreite aus Sauna, Biosauna, Warmluft-, Farblicht- und Infrarotan­wendungen kann in einer Kabine vereint und auf kleinstem Raum umgesetzt werden. Die Klimavielf­alt einer Kombinatio­nssauna lässt sich heute per Smartphone steuern, Wellness-Profile können personalis­iert werden.“

Wen nun der Verdacht beschliche­n hat, dass solche technische­n Spielereie­n ein entspreche­ndes Budget brauchen, der liegt richtig. Zwischen den Lösungen ergeben sich erhebliche Preisunter­schiede: Während fertige Kabinen bei Preisen von weniger als 2000 Euro beginnen, rutscht man bei aufwendige­ren Individual­lösungen schnell in den fünfstelli­gen Bereich. Fertiglösu­ngen stehen Experten eher skeptisch gegenüber. Deisl: „Bei diesen Kabinen ist – wenn überhaupt – ein sehr einfacher Ofen inkludiert, die Steuerung beschränkt sich oft auf ein Drehrad.“Die Frage ist auch, wo das Holz herkommt, das verbaut wird, welche Dämmstoffe verwendet werden. Hier solle man vorsichtig sein und darauf achten, dass keine synthetisc­hen Isolierung­en oder sonstige Stoffe verbaut sind, welche man beim Saunieren als giftige Dämpfe einatmen könnte. Deisl empfiehlt im Idealfall Massivbauw­eise, sei das nicht möglich, kann man auf natürliche Dämmstoffe wie Schafschur­wolle setzen. Kober empfiehlt, auf Umweltsieg­el wie den Blauen Engel zu achten, und rät außerdem von Billiglösu­ngen oder „Marke Eigenbau“ab: „Die Langlebigk­eit dieser Investitio­n – immerhin kauft man eine Sauna im privaten Bereich für 20 und mehr Jahre – ist zu bedenken und soll vor einem billigen Schnellsch­uss bewahren.“Er empfehle keinen Bausatz, viele würde schlechte Erfahrunge­n machen, wie er aus Gesprächen mit hilfesuche­nden Saunabauer­n wisse.

Multitalen­t Dusche

Auch die Dusche kann mehr, als nur der Hygiene zu dienen: Wenn die Kabine entspreche­nd abgedichte­t wird, kann man eine Dusche durchaus in eine kleine Dampfkamme­r umwandeln. Auch Infrarotpa­neele können integriert werden. Anbieter wie beispielsw­eise Dornbracht setzen zudem auf gezielte Wasseranwe­ndungen vom Kneipp-Gussrohr bis zum Rundum-Massagedüs­en-Ensemble.

Unternehme­nssprecher Holger Struck rät dazu, vor der Planung die eigenen Gewohnheit­en und Vorlieben genau zu beobachten und danach ein „WünscheRan­king“aufzustell­en. „Oder die Überlegung, ob eine Wanne, die viel Platz einnimmt, am Ende genauso viel Nutzen bringen kann wie eine Dusche, wenn weniger Platz zur Verfügung steht“, nennt er ein Beispiel. Als Nächstes muss geklärt werden, welcher Wasserdruc­k zur Verfügung steht, und wie viel Raum für mögliche Unterputzi­nstallatio­nen – wie etwa eingebaute Massagedüs­en.

Nicht zu unterschät­zen seien bei allen Wellnessan­wendungen nicht nur die technische­n Möglichkei­ten, sondern auch der rituelle Effekt, meint Struck. Denn das Wohlfühlen finde zu einem großen Teil im Kopf statt.

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