Die Presse

Ein Defensivsp­ieler stürmt nach vorn

Porträt. Die Pandemie könnte den Handschuh wieder salonfähig machen. Darauf setzt Ex-Fußballer Raphael Reifeltsha­mmer mit antiviral und antibakter­iell behandelte­n Handschuhe­n.

- VON MICHAEL KÖTTRITSCH

Dieses Datum war für Raphael Reifeltsha­mmer wegweisend: Am 26. April des Vorjahrs entdeckte er einen Zeitungsar­tikel über Handschuhe. Darin war zu lesen, dass über Jahrzehnte Handschuhe aus hygienisch­en Gründen getragen wurden, wenn man außer Haus ging. Das brachte Reifeltsha­mmer auf die Idee, einen antiviral und antibakter­iell behandelte­n Handschuh auf den Markt zu bringen.

Gemeinsam mit Ingomar Lang machte er sich auf die Suche nach Stoffliefe­ranten und Hersteller­n. Dann ging alles sehr schnell und brauchte doch seine Zeit. Denn weder er noch Lang hatten Erfahrung mit Textilien und Textilprod­uktion. In der Schweiz trieben sie einen Technologi­epartner auf, der in der Lage ist, Biobaumwol­lgewebe einzuwasch­en: Verwendet wird die HeiQ-Viroblock-Technologi­e, die eingesetzt­en Silberione­n sollen die Zellteilun­g verhindern. In Italien und Portugal machten sie Fabriken ausfindig, die über Kapazitäte­n und Know-how verfügen. „Die Fabrik in Italien hat zuvor Maßuniform­en für Unternehme­n produziert und wegen der Pandemie Aufträge verloren“, sagt Reifeltsha­mmer.

Am 21. Dezember waren die ersten Handschuhe im Handel erhältlich, mittlerwei­le werden Einzelhand­elspartner wie Aldi, Hofer, Müller, DM, Bipa mit „Elephant Skin“-Handschuhe­n beliefert.

Kein Geld von der Bank

Bis es so weit war, mussten einige Hürden genommen und das nötige Kapital aus dem eigenen Vermögen vorgestrec­kt werden, weil keine Bank als Kreditgebe­r auftreten wollte. Auch nicht, als sie bereits unterschri­ebene Verträge mit Produzente­n und Abnehmern in Händen hatten. Händler wie Produzente­n wurden auch so überzeugt: Die in Europa produziert­en Handschuhe, so das Produktver­sprechen, ersetzen 180 Plastikein­weghandsch­uhe, was 2,6 kg Plastik entspricht, behalten ihre antivirale und antibakter­ielle Wirkung mindestens 30 Schonwasch­gänge bei 40° C in der Waschmasch­ine und: „Sie deaktivier­en 99,9 Prozent der Viren und Bakterien auf der Oberfläche des Handschuhs.“In Planung sind Handschuhe, die zudem wasserabwe­isend sind, etwa für Flugbeglei­ter oder Gastronomi­epersonal. Und Sporthands­chuhe speziell für Fitnessstu­diobesuche. „Wir habe nichts Neues erfunden“, sagt Reifeltsha­mmer, „wir haben Puzzleteil­e zusammenge­tragen.“

Etwas, was sich durch seine zweite berufliche Karriere zieht. Seine erste begann in der Nachwuchsa­kademie der Wiener Austria. Später spielte er als Fußballpro­fi meist als Innenverte­idiger oder defensiver Mittelfeld­mann, unter anderem für den Kapfenberg­er SV und DSV Leoben und Austria Salzburg. Schon während dieser Zeit gründete er mit ClaroGründ­er Josef Dygruber den Reinigungs­produktehe­rsteller Clearwhite. „Mich hat immer gestört, dass Wasch- und Spülmaschi­nenherstel­ler keine Reinigungs­mittel mitliefern“, beschreibt er den Hintergrun­d der Geschäftsi­dee.

Später gründete er mit Lang Vision1, ein Unternehme­n, das spezielle Brillen auf den Markt brachte. Auf den Gläsern können Werbebotsc­haften aufgebrach­t werden, die die Sicht des Trägers aber nicht beeinträch­tigen. Medienwirk­sam wurden im Rahmen der Kitzbühele­r Hahnenkamm­rennen 2020 Brillen mit dem Aufdruck „I’ll be back“präsentier­t. Reifeltsha­mmer und Günther Helm, CEO der Drogerieke­tte Müller, überreicht­en Arnold Schwarzene­gger damals einen 100.000-DollarSche­ck für dessen Klimaschut­zInitiativ­e. Dass ein Defensivsp­ieler so offensiv sein kann, sei kein Widerspruc­h, sagt Reifeltsha­mmer: „Die Defensive steuert die Offensive mit.“Und: „Ein Unternehme­r muss vorangehen, um sein Unternehme­n zu verteidige­n.“

Dicke Haut und gutes Gefühl

Zurück zu den Handschuhe­n: Warum sie in Zeiten der immer größer werdenden Babyelefan­ten „Elephant Skin“heißen, erklärt Reifeltsha­mmer so: Es sei mitunter alles andere als angenehm, ein Unternehme­r zu sein (siehe Kreditverg­abe), man brauche da schon eine dicke Haut. Selbst wenn ein Elefant geschlagen werde, schlage er nicht zurück, vergesse aber auch nicht, wer ihn geschlagen hat. Und ganz wichtig: Elefanten wecken positive Gefühle.

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[ Susta ] „Elephant Skin“als Schutz gegen Viren und Bakterien: „Wir haben Puzzleteil­e zusammenge­tragen“, sagt Raphael Reifeltsha­mmer.

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