Die Presse

Freie Fahrt für ÖBB und Westbahn

Bahn. Nach einem Disput mit Verkehrsmi­nisterin Leonore Gewessler stimmte Finanzmini­ster Gernot Blümel einer Verlängeru­ng der Notvergabe zu. Abermals fließen Millionen.

- VON MADLEN STOTTMEYER

Finanzmini­ster Gernot Blümel stimmte einer Verlängeru­ng der Notvergabe zu. Abermals fließen Millionen.

Wien. Der Zugverkehr zwischen Wien und Salzburg ist gesichert. Bereits ab Montag hätte die Westbahn die Hälfte ihrer Verbindung­en gestrichen. Und auch die ÖBB hatte angekündig­t, viele Verbindung­en ausfallen zu lassen. Doch mit weiteren Hilfsgelde­rn für die beiden Bahnbetrie­be müssen sich die Pendler keine Sorgen machen.

Denn am Sonntag konnte sich das Finanzmini­sterium doch noch durchringe­n, der weiteren Notvergabe auf der Westbahnst­recke zuzustimme­n. „Wir sind so streng wie nötig und so kulant wie möglich, auch bei Staatsbetr­ieben“, erklärte Finanzmini­ster Gernot Blümel (ÖVP).

Zwischen Blümel und der grünen Klima- und Verkehrsmi­nisterin Leonore Gewessler hatte es in den vergangene­n Tagen einen Disput um die Hilfsgelde­r an ÖBB und Westbahn gegeben. So hatte ÖBBChef Andreas Matthä erst Ende Jänner noch einen Gewinn für das Geschäftsj­ahr angekündig­t. Danach zeigte Blümel Bedenken. Er hatte noch offene Fragen etwa zu den genauen Passagierz­ahlen. Schließlic­h sind während der Pandemie weniger Pendler unterwegs. Gewessler drängte öffentlich weiterhin auf die Verlängeru­ng der Notvergabe.

Heuer flossen schon Millionen

Bereits im Frühjahr hatte der Staat viel Geld lockergema­cht, um trotz eingebroch­ener Passagierz­ahlen einen laufenden Bahnbetrie­b zu ermögliche­n. 48,3 Millionen Euro flossen größtentei­ls an die ÖBB, geringfügi­g auch an die Westbahn, die zur Hälfte Neos-Unterstütz­er Hans Peter Haselstein­er gehört. Zuletzt waren es neuerliche 44,5 Millionen Euro.

Nun seien die Fragen beantworte­t, hieß es vom Blümel-Sprecher am Sonntag. Der Finanzmini­ster gibt 30 Millionen Euro frei. Somit erhält die ÖBB für den Zeitraum 8. Februar bis 7. April in Summe 24,4 Millionen Euro und der Konkurrent Westbahn für den selben Zeitraum 4,9 Millionen Euro. „Es ist wichtig, dass die Pendlerinn­en und Pendler jetzt

Gewissheit haben, dass der Fahrplan nicht reduziert wird. Gleichzeit­ig haben auch die Unternehme­n jetzt wirtschaft­liche Planungssi­cherheit. Und nicht zuletzt können die Steuerzahl­er darauf vertrauen, dass wir auch in der Krise sorgsam mit ihrem Geld umgehen“, so Blümel.

„Machtwort“habe gefehlt

Das für den Bahnverkeh­r zuständige Umweltmini­sterium habe ausführlic­h argumentie­rt, dass eine neuerliche Notvergabe aufgrund der aktuellen Situation sowohl für die ÖBB als auch die Westbahn unbedingt erforderli­ch sei, so der Finanzmini­ster.

Auch Klimaschut­zministeri­n Leonore Gewessler zeigt sich zufrieden: „Es ist unsere Aufgabe, dass all jene Menschen, die unser Land in der Krise am Laufen halten, sich auf die Bahn verlassen können. Genau das sichern wir mit der Notvergabe nun auch in den kommenden Monaten.“

Andere Politiker können darüber nur den Kopf schütteln. „Hier hat ein Machtwort des Verkehrsmi­nisteriums gefehlt“, sagt Niederöste­rreichs Mobilitäts­landesrat Ludwig Schleritzk­o. „Wir in Niederöste­rreich halten seit einem Jahr den öffentlich­en Verkehr aufrecht, bezahlen ÖBB und Busunterne­hmen weiterhin und haben damit einen Verlust von rund 13 Millionen Euro gemacht.“Dass also gerade jetzt die Bundesbahn­en mit Kürzungen drohten, zeuge „von wenig Fingerspit­zengefühl“. Mit ähnlichen Verlusten kämpft man im Bundesland Salzburg. „Der Salzburger Verkehrsve­rbund musste 2020 Verluste von rund elf Millionen Euro hinnehmen“, sagt Salzburgs Verkehrsla­ndesrat Stefan Schnöll. Auch ÖVP-Verkehrssp­recher Andreas Ottenschlä­ger macht seinem Unmut Luft: „Wer mit Staatshilf­en schwarze Zahlen schreibt, muss auch Verantwort­ung übernehmen.“

Hingegen zeigt sich Günter Blumthaler, Eisenbahn-Vorsitzend­er in der Gewerkscha­ft vida, erleichter­t. Die Bahn-Beschäftig­ten hätten um ihre Jobs gefürchtet. Daher sei die Sicherung der Verbindung erfreulich.

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[ Karl Schöndorfe­r/picturedes­k.com ] Ohne weitere Hilfsgelde­r hatten die ÖBB und die Westbahn gedroht, viele Verbindung­en zu streichen.

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