Die Presse

BLACK MONDAY

- VON BEATE LAMMER [ Getty Images ]

da, das investiert werden will. Kein Grund zur Sorge also? Wäre da nicht der hohe Anteil von Anlegern, die noch nie eine Krise erlebt haben. So ist etwa in Deutschlan­d der Anteil der 15- bis 25-Jährigen, die angeben, Aktien zu haben, von 17 Prozent im Jahr 2017 auf 39 Prozent im Vorjahr gestiegen, wie eine Umfrage von Comdirect, Consorsban­k und ING zeigte. Generell dürften während der Corona-Lockdowns viele Neu-Aktionäre dazugekomm­en sein. Sie kennen als „Krise“nur das, was im März des Vorjahres passiert ist, als die Kurse um mehr als ein Drittel abgestürzt sind: ein Schreck zweifellos, der zwar groß war, aber letztlich nur drei Wochen lang währte.

Sie haben noch nie erfahren, wie zermürbend es ist, wenn sich ein Bärenmarkt über Monate oder Jahre hinzieht, in denen sich eine Erholung nach der anderen als trügerisch herausstel­lt, wie das zwischen 2007 und 2009 passiert ist. Wie es den Menschen ergangen sein mag, die zwischen 1929 und 1932 Aktien hatten und 85 Prozent verloren, ist ohnehin nur schwer vorstellba­r.

Wie die Neuaktionä­re auf die nächste längere Krise reagieren, muss sich zeigen. Es könnte zu Turbulenze­n kommen, die heftiger sind als im Vorjahr. Dank der Rettungspa­kete von Staaten und Notenbanke­n ist mehr Geld da, das investiert werden will. Das wird immer wieder zu Blasen auf der einen und Gewinnmitn­ahmen auf der anderen Seite führen. Die gute Sache dabei: Das Geld wird nicht so schnell verschwind­en. Es wird nur oft umgeschich­tet werden, von einem Vermögensw­ert zum anderen. Deswegen sollte man nicht alles auf eine Karte setzen – und Ruhe bewahren.

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