Die Presse

Der Prozess gegen Suu Kyi hat begonnen

Militärjun­ta rechtferti­gt die Gewalt nach dem Putsch.

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Wien/Naypyidaw. Der Prozess gegen die burmesisch­e Polit-Ikone Aung San Suu Kyi begann online. Man wolle in der Pandemie die Gesundheit aller Beteiligte­n schützen, hieß es.

Seit zwei Wochen befindet sich die 75-Jährige in Hausarrest. Seitdem hat das Militär die Macht in Burma (Myanmar) übernommen. Die Ankläger werfen Suu Kyi vor, illegal Walkie-Talkies besessen zu haben. Dieser Anklagepun­kt wurde zwei Tage nach ihrer Verhaftung bekannt, kurz vor Prozessbeg­inn kam ein weiterer hinzu: Die Politikeri­n habe gegen ein Gesetz zum Schutz vor Naturkatas­trophen verstoßen.

Auch Suu Kyis Mitstreite­r Win Miynt, der verhaftete burmesisch­e Präsident, hatte am Dienstag seinen ersten Prozesstag. Er muss sich ebenfalls wegen eines Verstoßes gegen den Katastroph­enschutz verantwort­en. Die nächste Verhandlun­g soll am 1. März stattfinde­n.

„Erfüllen die Pflicht“

Unterdesse­n gab die Militärjun­ta ihre erste Pressekonf­erenz seit dem Putsch. Der stellvertr­etende Informatio­nsminister Zaw Min Tun betonte dabei laut dem Medium „Frontier Myanmar“, das Militär habe bei der Absetzung der Regierung die Verfassung eingehalte­n. Einer Frage zur angezweife­lten Legalität der Verhaftung des Präsidente­n wich er aus.

Auf Vorwürfe staatliche­r Gewalt bei den seit mehreren Tagen andauernde­n Protesten angesproch­en, sagte Min Tun: „Die Polizei und das Militär erfüllen ihre Plicht gemäß den Regeln und Vorschrift­en.“Als eine Reporterin fragte, ob es zum Prozedere der Polizei gehöre, mit einer Steinschle­uder aus einem Auto in die Menge zu schießen, reagierte der Informatio­nsminister genervt. Die Polizei dürfe zu ihrem Schutz auch Steinschle­udern verwenden, sagte er.

Burma befindet sich seit zwei Wochen im Ausnahmezu­stand. Hunderttau­sende gingen auf die Straßen, um gegen die Absetzung der Regierung zu protestier­en. Das Militär zeigte zuletzt Härte, vereinzelt sollen Schüsse gefallen sein. (zot)

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