Die Presse

Hotellerie: „Schwer frustriert und stinksauer“

Tourismus. Die Ankündigun­g der Regierung, dass Hotellerie und Gastronomi­e bis Ostern gesperrt bleiben, sorgt in der Branche für Verärgerun­g. Reintesten wie beim Frisör wäre in den Hotels auch möglich, heißt es bei der Hotelierve­reinigung.

- VON GERHARD HOFER

Wien. Die Beratung zwischen Regierung, Experten und Ländern über Tourismus und Kulturbere­ich endete am Montag wie erwartet damit, dass die Betriebe und Einrichtun­gen geschlosse­n bleiben. Damit war zu rechnen. Dass Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) aber erklärte, ein Ende des Lockdowns sei erst „rund um Ostern“zu erwarten, schockte die Branche dann doch. „Das war ein Schlag in die Magengrube“, sagt Klaus Hofmann im Gespräch mit der „Presse“. Der Vizepräsid­ent der Hotelierve­reinigung ist auch Geschäftsf­ührer der St.-Martins-Therme im burgenländ­ischen Frauenkirc­hen. Hofmann repräsenti­ert also jenen Teil des heimischen Tourismus, für den die Wintersais­on nicht längst abgeschrie­ben ist. Für die Thermen- und Wellnessho­tels bedeutet Ostern nämlich Hauptsaiso­n.

Aber auch der März ist ein wichtiger Monat. Dementspre­chend seien die Betreiber von Thermen- und Wellnessho­tels „schwer frustriert und stinksauer“, sagt Hofmann. Die Stammgäste „scharren in den Startlöche­rn“, auch Tagesgäste wollen wieder in die Therme, sagt Hofmann. Er brauche zur Wiedereröf­fnung seines Hotels eine Vorlaufzei­t von zwei Wochen. Dann käme er im März auf eine Auslastung „von 45 bis 50 Prozent“.

Der lange Lockdown im Tourismus sei nicht nur wirtschaft­lich eine Katastroph­e. Auch die Situation der Mitarbeite­r bereite ihm Sorgen, sagt der ÖHV-Vizepräsid­ent. „Die Leute wollen arbeiten“, betont Hofmann. Er habe die Befürchtun­g, dass sich manche Leute schon insgeheim von der

Branche verabschie­det haben und anderswo einen Job suchen. Bei aller zum Teil auch berechtigt­en Kritik sei der Tourismus immer ein verlässlic­her Arbeitgebe­r gewesen. „Wir sind plötzlich keine sichere Branche mehr“, sagt Hofmann.

Bitter für Wellness- und Thermenhot­els

„Der Tourismus weist unterschie­dliche saisonale Muster auf“, betont Oliver Fritz, Tourismuse­xperte des Wirtschaft­sforschung­sinstituts. Während die Verlängeru­ng des Lockdowns für die meisten Winterspor­tregionen in Westösterr­eich kaum noch ins Gewicht fällt, trifft sie Gebiete wie das Burgenland oder die steirische Thermenreg­ion doch ziemlich hart. Zwar wird im Wintertour­ismus jeder zweite Euro in Tirol verdient, gerade der Wellnessto­urismus sorge aber in Ostösterre­ich für regionale Wertschöpf­ung.

ÖHV-Vizepräsid­ent Hofmann versteht nicht, warum man sich in Hotels nicht genauso „reintesten“kann wie etwa beim Friseur. Die Hotels seien in der Lage und bereit, diese Tests selbst zu organisier­en. „Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben“, sagt Hofmann. Freizeit finde ja auch im privaten Bereich statt. Allerdings werde dort nicht getestet.

Die Coronakris­e zeigt vor allem eines: wie wenig die heimische Hotellerie geeint ist. Jene Häuser in der Saison- und Stadthotel­lerie, die vor allem von internatio­nalen Gästen leben, haben kein großes Problem, dass der Lockdown für die Branche bis Ostern verlängert wird. Ihnen sind Staatshilf­en näher als Gäste aus den USA und Asien.

Erst gestern verwies die zuständige Tourismusm­inisterin, Elisabeth Köstinger (ÖVP), auf die Anhebung des Rahmens beim Fixkostenz­uschuss 2. Neben dem Verlusters­atz können Tourismusb­etriebe nun auch einen Ausfallsbo­nus beantragen. Im Gespräch mit der „Presse“machen Wiener Hoteliers kein Hehl daraus, dass für sie die Saison frühestens im Sommer losgeht. Sie fürchten eher das Risiko, dass eine zu frühe Öffnung das zarte Pflänzchen Sommersais­on gefährden könnte.

In der Schweiz haben Hotels offen

Mit Wehmut blicken viele heimische Hoteliers dieser Tage über die Grenze in die Schweiz. Dort haben nämlich die Hotels geöffnet, die Gastronomi­e ist hingegen geschlosse­n. In der Schweiz wird argumentie­rt, dass man das Sicherheit­smanagemen­t in Hotels besser umsetzen und überwachen kann als etwa in Gaststätte­n.

Einen solchen Unterschie­d zwischen Hotellerie und Gastronomi­e zu machen ist in Österreich hingegen so gut wie undenkbar. Das liegt in erster Linie an der Struktur der Wirtschaft­skammer. Dort sind nämlich Hoteliers und Wirte in der Sparte Tourismus und Freizeitwi­rtschaft unter einem Dach vereint. Und was die Kammer verbunden hat, darf die Politik nicht trennen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria