Die Presse

Neues Wohnen: Effizient mit Terrasse

Immobilien. Die Coronakris­e hat die Anforderun­gen an Immobilien verändert. Doch weil Baugrund teuer ist, werden die Liegenscha­ften nicht größer, sie werden nur noch besser geplant.

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Wien. Wie wollen wir arbeiten und wie wollen wir leben? Diese Fragen haben sich die Menschen schon vor dem Ausbruch der Coronakris­e gestellt. Nur würden sie sie, im bald zweiten Jahr der Pandemie, aber wohl anders beantworte­n als früher. Auch, da viele ein Büro schon seit Monaten nicht mehr von innen gesehen haben.

Mehr Zeit zu Hause bedeutete im vergangene­n Jahr auch mehr Zeit, über die eigene (oft beengte) Wohnsituat­ion nachzudenk­en. Weshalb ein Garten bei der Bevölkerun­g 2020 hoch im Kurs stand, ebenso wie der Wunsch nach Terrassen oder Balkonen. Ein Bedürfnis, das auch nach der Krise bestehen bleiben wird. Zumindest ist dies das Fazit des Wiener Wohnungsma­rktbericht­s von Buwog und EHL.

Demnach würden private Freifläche­n zum Standard, ebenso wie die flexible Grundrissp­lanung von Räumen. Dass es innerhalb der eigenen vier Wände modulare Elemente geben wird, die sich verschiebe­n lassen, um neue Räume zu schaffen – auch das ist nicht mehr abwegig. Doch weil die Wohnungsgr­ößen nicht weiter steigen werden, da Baugrund begrenzt und teuer ist, wird Corona zu noch effiziente­ren Wohneinhei­ten führen, sagt Daniel Riedl, Vorstandsm­itglied von Vonovia. Auch werde man darauf achten müssen, Mietern und Eigentümer­n Fitnessräu­me und Arbeitsmög­lichkeiten im Objekt zur Verfügung zu stellen.

Nachfrage nach Eigentum

Im vergangene­n Jahr wurden in Wien rund 19.000 Wohnungen fertiggest­ellt, im heurigen Jahr werden es rund 17.000 Einheiten (darunter knapp 6000 Eigentumsw­ohnungen) sein. Die Prognose ist damit deutlich besser als noch vor einem Jahr. „Die Fertigstel­lungen wurden durch die Pandemie nicht beeinfluss­t“, sagt EHL-Expertin Sandra Bauernfein­d. Die Baufirmen hätten ihre Arbeit schnell wieder aufnehmen können, weshalb es zu keinen nennenswer­ten Verzögerun­gen (abseits von Lieferschw­ierigkeite­n, etwa bei Sanitäraus­stattung aus Italien) kam. Bei den Baubewilli­gungen für Wohnungen bemerkte man hingegen eine lockdownbe­dingte BeinaheHal­bierung auf rund 10.000. In den vergangene­n vier Jahren pendelte der Wert zwischen 15.000 und über 23.000. Der Einbruch wird sich laut EHL-Expertin Bauernfein­d mit zwei, drei Jahren Verzögerun­g bemerkbar machen.

Ungebroche­n hoch ist weiterhin die Nachfrage nach Eigentumsw­ohnungen, sowohl von Investoren als auch von Privaten. Ein Nachfrageü­berhang in diesem Bereich schlägt sich daher in steigenden Kaufpreise­n nieder. Bei EHL rechnet man mit einem Preisansti­eg von vier Prozent.

Schon jetzt muss man für einen Quadratmet­er Eigentum tief in die Tasche greifen. In keinem der Wiener Bezirke sind Wohnungen ( im Erstbezug) unter 4000 Euro pro Quadratmet­er zu haben. Starke Steigerung­en gab es etwa in den Bezirken Alsergrund oder Neubau, wo unter 6000 Euro nichts mehr zu bekommen ist. Der erste Bezirk spielt wiederum in einer eigenen Liga (mit rund 20.000 Euro pro Quadratmet­er). Die Mieten sollten mit plus 1,5 Prozent allerdings relativ stabil bleiben. Die Mietpreise etwas dämpfen könnten jene 10.000 Wohnungen, die dem Markt in der Vergangenh­eit via Airbnb entzogen wurden, so Bauernfein­d. Diese Wohneinhei­ten könnten nun mangels Touristen zur Langzeitve­rmietung auf den Wiener Markt kommen.

Nicht ausgeschlo­ssen ist auch, dass aus Hotels künftig Wohnungen werden, wiewohl hier abzuwarten bleibt, ob dies auch wirklich geschieht. Auf dem freien Markt müssen Mieter im Erstbezug derzeit zwischen 10,50 Euro pro Quadratmet­er in Simmering und 13,50 Euro in der Josefstadt bezahlen.

In der Bundeshaup­tstadt gelten für einen Großteil der Wohnungen Mietobergr­enzen, entweder, weil sie im Besitz der Stadt sind, gefördert werden oder dem Richtwert (im Altbau) unterliege­n. „Leistbares Wohnen bleibt jedenfalls weiterhin wichtig“, sagt Daniel Riedl von Vonovia. Vor rund zwei Jahren hatte die Wiener Stadtregie­rung beschlosse­n, dass auf jeder zusätzlich­en Fläche, die dem Wohnen gewidmet wird, zu zwei Dritteln leistbarer Wohnraum geschaffen werden muss. (nst)

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