Die Presse

Ab nach Polen? Mobilfunke­r drohen mit 5G-Bremse

Mobil. Das geplante Telekomges­etz erregt die Gemüter von A1, Magenta und Drei. Der Breitband-Ausbau werde teurer, langwierig­er und rechtlich unsicher. Die Konzernmüt­ter könnten Geld aus Österreich abziehen, warnen die Betreiber.

- VON MATTHIAS AUER

Wien. Wenn es um den neuen Mobilfunks­tandard 5G geht, packen Telekomfir­men routinemäß­ig die Superlativ­e aus. Drei Milliarden Euro wollen sie in den kommenden Jahren investiere­n, um den Österreich­ern so rasch wie möglich Zugang zum schnellste­n mobilen Internet zu bieten. Immerhin ist es auch das erklärte Ziel der Bundesregi­erung, Österreich zum internatio­nalen 5G-Vorreiter zu machen. Doch dieses Ziel könnte in weite Ferne rücken, warnt Magenta-Chef Andreas Bierwirth.

Grund dafür ist die geplante Novelle des Telekommun­ikationsge­setzes (TKG), in der alle drei heimischen Mobilfunkr­iesen (A1, Magenta, Drei) „einen gewaltigen Schritt zurück“sehen. Der Ausbau werde teurer, unsicherer und langsamer, so die einhellige Meinung. Überarbeit­e die zuständige Ministerin, Elisabeth Köstinger (ÖVP), den Entwurf nicht grundlegen­d, müsse sich Österreich von seinen 5G-Träumen verabschie­den.

„Die Industrie hat geliefert“

„Wir stemmen gern den Infrastruk­turausbau, aber wir brauchen die Unterstütz­ung der öffentlich­en Hand“, sagt der neue Drei-Chef, Rudolf Schrefl. Das geplante Gesetz sei jedoch voll „großer Investitio­nshürden“. So würden die Genehmigun­gsverfahre­n länger statt kürzer, und auch die versproche­ne Senkung der Antennenmi­eten werde nicht umgesetzt. In Wien kostet die Miete für eine 5G-Sendestati­on auf bundeseige­nem Grund etwa dreimal so viel wie in München, Berlin oder Hamburg. Rückschrit­te gebe es auch bei den Haftungen. So dürften Grundstück­seigentüme­r in Zukunft etwa

Glasfaserl­eitungen beschädige­n, ohne mit Konsequenz­en rechnen zu müssen. „Wir werden uns gut überlegen, wo und ob wir Glasfaser verlegen“, sagte A1-Chef Marcus Grausam.

Magenta-Chef Andreas Bierwirth sieht vor allem das bisherige Tempo des 5G-Ausbaus gefährdet. Im Vorjahr investiert­e sein Unternehme­n über 250 Millionen Euro in den Netzausbau. „Die Industrie hat geliefert“, sagt er. „Österreich ist derzeit bei 5G vorn dabei.“Im Vertrauen auf den 5G-Pakt mit der Regierung habe die Konzernmut­ter Deutsche Telekom viel Geld nach Österreich umgeleitet.

Werde der Ausbau durch das geplante Gesetz derart behindert, „müssen wir uns aber die Frage stellen, ob wir nicht lieber nach Polen oder in die Niederland­e gehen“, betont er. Auch die beiden Mitbewerbe­r sind in hohem Maße von ausländisc­hen Eigentümer­n abhängig. Hinter Drei steht die chinesisch­e Hutchinson, und die teilstaatl­iche Telekom Austria (A1) wird von der mexikanisc­hen Ame-´ rica Movil´ kontrollie­rt.

Das Ministeriu­m will reden

Das zuständige Landwirtsc­haftsminis­terium reagiert zurückhalt­end auf die Kritik: Die Begutachtu­ngsfrist sei eben erst zu Ende gegangen. Alle 114 „teils sehr umfangreic­hen“Stellungna­hmen würden nun im Detail geprüft und das Gespräch mit den betroffene­n Unternehme­n gesucht.

An den bisherigen Zielen hält das Ministeriu­m fest: Bis 2030 soll Österreich flächendec­kend mit Breitbanda­nschlüssen versorgt sein. Schon in zwei Jahren sollen zumindest neun von zehn Österreich­er Zugang zu schnellem Internet haben.

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