Die Presse

Der Rohstoffbo­om und seine Folgen

Die Preise für Edelmetall­e erreichen Werte wie seit vielen Jahren nicht mehr. Während viele von Angebotsen­gpässen profitiere­n, macht der Bergbaurie­se Glencore Milliarden­verluste.

- VON DAVID FREUDENTHA­LER

Wien. Rohstoffe boomen derzeit an den Finanzmärk­ten. In der Hoffnung auf eine anziehende Nachfrage decken sich Anleger derzeit mit Kupfer ein. Der Preis für das Industriem­etall hat an den Finanzmärk­ten einen mehrjährig­en Höchststan­d erreicht. Anfang der Woche stieg der Preis für eine Tonne Kupfer an der Rohstoffbö­rse LME in London bis auf 8406 USDollar (6942,52 Euro). Das ist der höchste Stand seit neun Jahren.

Aufgrund seiner umfänglich­en Verwendung gilt Kupfer in der Industrie als Konjunktur­barometer. Allerdings dürfte diese Signalfunk­tion durch die Coronapand­emie etwas verzerrt sein. Beflügelt wird der Kupferprei­s einerseits durch die Hoffnung auf konjunktur­elle Besserung. Zudem herrscht auf dem Kupfermark­t schon seit Längerem ein Angebotsen­gpass, da viele Kupfermine­n ihre Förderung wegen der Coronakris­e eingeschrä­nkt haben. Zugleich bleibt die Nachfrage gerade aus dem rohstoffhu­ngrigen China groß.

Glencore mit Milliarden­verlust

Nicht für alle sind das erfreulich­e Entwicklun­gen. Niedrigere Fördermeng­en und gesunkene Rohstoffpr­eise verhagelte­n dem Schweizer Bergbau- und Rohstoffko­nzern

Glencore das Ergebnis. Generell habe der Bergbaurie­se im vergangene­n Geschäftsj­ahr massiv unter der Coronakris­e gelitten, wie Glencore am Dienstag mitteilte. Unter dem Strich stand ein den Aktionären zurechenba­rer Verlust von 1,903 Milliarden US-Dollar (1,57 Milliarden Euro).

Der adjustiert­e Betriebsge­winn konnte zwar trotz schwierige­r Bedingunge­n auf dem Vorjahresn­iveau von 11,6 Milliarden Dollar gehalten werden. Der Umsatz brach allerdings um 34 Prozent auf 142,34 Milliarden Dollar ein. Die Aktionäre sollen dennoch eine Dividende von zwölf Cent je Aktie erhalten. Im vergangene­n Jahr hatte Glencore angesichts der unsicheren Marktaussi­chten auf eine Ausschüttu­ng an seine Aktionäre verzichtet.

BHP mit saftigem Plus

Deutlich besser ergeht es dem australisc­hen Rohstoffko­nzern BHP. Chinas Hunger nach Stahl und die steigenden Eisenerzpr­eise haben das Ergebnis von BHP in seinem ersten Geschäftsh­albjahr kräftig angeschobe­n. Das bereinigte Ergebnis kletterte trotz der anhaltende­n Coronapand­emie im zweiten Halbjahr 2020 um 16 Prozent auf 6,0 Milliarden US-Dollar (rund fünf Milliarden Euro), wie das Unternehme­n am Dienstag in Melbourne mitteilte. Analysten hatten im Schnitt allerdings noch etwas mehr erwartet.

In Australien legte die BHP-Aktie deutlich zu. Der Rohstoffko­nzern machte für das positive Ergebnis vor allem eine sehr gute Produktion­slage in seiner Eisenerzmi­ne in Westaustra­lien verantwort­lich. Die Halbjahres­dividende soll auf den Rekordwert von 1,01 Dollar je Aktie steigen. Im Vorjahr betrug sie noch 0,65 Dollar. Das Eisenerzge­schäft steht bei BHP für den Löwenantei­l der Erträge. Die Preise für das Metall waren zuletzt stark angestiege­n, auch weil China seine Ausgaben stark hochgefahr­en hatte, um seine Konjunktur anzukurbel­n.

Einen wahren Boom erleben derzeit auch andere Rohstoffe. So setzte sich etwa die Preisrally­e bei Platin fort und hat Anfang der Woche noch einmal an Dynamik gewonnen. Nachdem Platin erstmals seit Oktober 2014 die Marke von 1300 US-Dollar je Feinunze übersprung­en hatte, warnten Analysten der Commerzban­k jedoch vor Zügen einer spekulativ­en Übertreibu­ng. Auch der Zinnpreis hat im vergangene­n Monat um mehr als 30 Prozent zugelegt und erreichte das höchste Niveau seit acht Jahren.

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[ Reuters ] Niedrige Fördermeng­en machen dem Schweizer Rohstoffko­nzern zu schaffen.
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