Abschied aus München
David Alaba bestätigt, dass er die Bayern mit Saisonende verlässt. Über Real oder Bar¸ca verlor der Wiener aber kein Wort. Warum?
David Alaba grinste. Brav saß der Wiener, 28, Dienstagnachmittag im mystischen Interviewraum des FC Bayern an der Säbener Straße. Wer noch nie drinnen war, könnte durchaus glauben, dass der riesig sei. Doch nur zwei, drei Handvoll Journalisten finden da Platz, wenn Angestellte des deutschen Rekordmeisters etwas erzählen möchten oder sollen. Im Fall von Alaba war seit Monaten klar, was er denn jetzt, eigentlich sehr spät, sagen würde. Nur, dass er weiterhin nicht preisgeben wollte bzw. konnte, wohin er ablösefrei mit Saisonende wechseln wird, überraschte.
Die Gerüchte um Real Madrid sind nie verstummt. Mit Ex-Salzburger Dayot Upamecano ist für 42,5 Millionen Euro Ablöse (Leipzig) längst Ersatz gefunden. Alaba nahm das schweigend zur Kenntnis. Bis Dienstag, dann sagte er: „Ich werde den Klub nach dreizehn Jahren verlassen. Danke.“
Dass Ätzer in seiner Suche nach einer „neuen Herausforderung“und weiter offenen Destination gar die Rückkehr zur Austria ins Treffen führen, ist bloß ein halblustiger Ansatz. Weil Alaba und das Management in Form seines Vaters und des Beraters Pini Zahavi eisern schweigen, blühen eben mitunter kuriose Vermutungen. Die Spur führt jedoch nach Spanien, in die Primera Division.´ Da kommen nur noch zwei Klubs infrage: Real Madrid oder Barcelona.
„Es waren schöne Momente“
Mit den Bayern hat der ÖFB-Legionär alles gewonnen. 2013 und 2020 feierte er das Triple aus Meisterschaft, Cup und Champions League. Neun Meisterschaften, zig Cupsiege und über 270 Spiele stehen zu Buche, unter Trainer Hansi Flick avancierte er zum Abwehrchef. „Es waren schöne Momente“, versicherte er, und dennoch klangen seine Worte einstudiert. „Es war keine Entscheidung des Geldes wegen“, fügte er hinzu und versuchte erst gar nicht, all die Vorwürfe und Fragen nach Geldgier auszuräumen, die monatelang medial hochgespielt wurden und darin gipfelten, dass die Bayern ihr Offerte zur Vertragsverlängerung zurückzogen. Das muss er auch nicht. Geld ist „Part of the deal“– und er glaubt, dass er noch „vier bis sieben gute Jahre hat. Diese Zeit will genützt sein. Das würde jeder, der in seiner Position ist, genauso machen.
Er geht, dabei habe ihn „jeder im Klub zum Bleiben“bewegen wollen. Nur, er wolle etwas anderes machen, woanders spielen. In Spanien, er gab zuletzt sogar schon lautstark Anweisungen auf Spanisch. Seine Mimik verrät, dass ihm Real (nicht nur laut „Marca“ längst unterschrieben) oder Barcelona (wird Joan Laporta wieder Präsident, will er Lionel Messi halten und Alaba holen) näher lägen als Manchester City. Auch wäre der Familienvater dort besser aufgehoben als in Nordengland, wo große, bullige und kopfballstarke Abwehrspieler bevorzugt werden.
Alaba schweigt. Also hat er es nicht eilig, ist sich seiner Sache sicher – oder es ist tatsächlich noch immer nichts unterschrieben. Er wird weiter Innen- oder linker Außenverteidiger sein, aber ab Juli nicht mehr in München. Egal wo er landen wird: Der Wind wird rauer, die Gegner härter, die Erwartungen höher. Und nur an Erfolgen wird er gemessen werden.