Warren Buffett setzt auf Ölfirmen und Telek
Berkshire Hathaway. Der Starinvestor hat seinen Anteil an Apple zurückgefahren. Dieser ist aber noch immer sehr groß.
Omaha. Warren Buffett ist jederzeit für Überraschungen gut: Nachdem der Starinvestor im Vorjahr mit Investments in Goldminenaktien sowie hoch bewertete Softwarefirmen für Aufsehen gesorgt hat, scheint er wieder zu seinem alten Investmentstil zurückgekehrt zu sein, unterbewertete Unternehmen mit solidem Geschäftsmodell zu kaufen und darauf zu warten, bis der Markt sie entdeckt. „Value Investing“heißt diese Strategie.
Buffetts Investmentholding Berkshire Hathaway hat sich im vierten Quartal in großem Stil an der Ölfirma Chevron, am Telekomkonzern Verizon sowie am Versicherungsmakler Marsh & McLennan beteiligt, wie aus einem Bericht an die Börsenaufsicht SEC hervorgeht, der jetzt veröffentlicht wurde. Die Aktien von Chevron und Verizon lagen am Mittwochnachmittag vorbörslich im Plus.
Beide Papiere zählten in den vergangenen Monaten eher nicht zu den Überfliegern. Dafür hat sich Buffett von einem Teil seiner Apple-Aktien getrennt. Mit 120 Mrd. Dollar macht der iPhone-Hersteller aber weiter den Löwenanteil des Bestands an börsenotierten Firmen im Besitz von Berkshire (280 Mrd. Dollar) aus. Es dürfte sich also weniger um Misstrauen gegenüber dem Technologiesektor (neben Apple hält Berkshire Positionen an Amazon und am Softwarekonzern Snowflake) als um Diversifizieren handeln.
Aus Barrick ausgestiegen
Berkshire ist sowohl an börsenotierten wie nicht börsenotierten Firmen beteiligt. Zu den größten börsenotierten Beteiligungen zählen neben Apple noch die Bank of America, Coca-Cola, American Express und Kraft Heinz.
Doch auch Verizon (acht Mrd. Dollar) und Chevron (4,5 Mrd.
Dollar) befinden sich nunmehr unter den zehn größten Positionen. Getrennt hat sich Berkshire dafür von JP Morgan und einigen anderen Bankwerten.
Auch Barrick hat man abgestoßen. Im Vorjahr hatte Buffett für Aufsehen gesorgt, weil er eine (wenn auch relativ kleine) Position an dem kanadischen Goldminenbetreiber erworben hatte, obwohl er sich zuvor abfällig über Gold geäußert hatte.
Bei den Pharmawerten hat Buffett umgeschichtet und seine Anteile an AbbVie, Bristol-Myers Squibb und Merck & Co. aufgestockt, während er eine Pfizer-Position aufgegeben hat.
Warren Buffett gilt noch immer als einer der besten Investoren der Welt. Dabei ist der Staranleger mittlerweile über 90 Jahre alt, die Entscheidungen in seiner Investmentholding Berkshire Hathaway trifft er längst nicht mehr allein, sondern zusammen mit seinen Investmentmanagern Ted Weschler und Todd Combs.
Diese Entscheidungen sorgten in den vergangenen Monaten öfter für Stirnrunzeln. So wurde Buffett kritisiert, weil er die hohen Barbestände des Unternehmens während des coronabedingten Börsentiefs im vergangenen März nur teilweise für Zukäufe einsetzte und damit wohl Chancen liegen ließ. Per Ende September saß Berkshire auf Barmitteln in Höhe von fast 150 Milliarden Dollar (Zahlen für das vierte Quartal liegen noch nicht vor).
Nur noch Neuntreichster
Zudem trennte er sich relativ spät von Airline-Aktien, die sich danach teilweise kräftig erholten. Auch schien der Investor von seiner Strategie abzugehen, primär niedrig bewertete Aktien aus etablierten Branchen zu kaufen und auf Wachstumswerte zu verzichten: Im Herbst stieg Berkshire bei der Softwarefirma Snowflake ein, deren Kurs zeitweise 100- mal so hoch war wie der Umsatz.
Von der Börsenrallye, die vor allem im Technologiesektor sowie bei Kryptowährungen stattfand, profitierte Buffett kaum. Berkshire hat sich nicht so gut entwickelt wie andere Unternehmen: Die Aktie kostet derzeit zwar etwas mehr als vor einem Jahr ( zumindest in Dollar). Firmen wie Tesla sind jedoch an Berkshire vorbeigezogen. Mit einem Börsenwert von 568 Mrd. Dollar bringt es Berkshire nur noch auf Platz sieben im US-amerikanischen Aktienindex S&P 500.
Und Buffett, einst der reichste Mann der Welt, liegt im Bloomberg- Milliardärsranking nur noch auf Platz neun. Sein Vermögen beläuft sich auf 93 Milliarden Dollar. Allerdings zählt Buffett zu den eifrigsten Spendern weltweit; er hat im Laufe der Jahre einen Betrag in mittlerer zweistelliger Milliardenhöhe gespendet.