Der Pionier der politischen Spalterei
Nachruf. Der Provokateur und Radiomoderator Rush Limbaugh beeinflusste die republikanische Partei schon lang, bevor diese sich Donald Trump zuwandte.
Palm Beach/Wien. Als Rush Limbaugh zum ersten Mal vor das Mikrofon trat, deutete wenig darauf hing, dass er einmal Millionen Menschen die Welt erklären sollte. Ein Teenager aus der 30.000-Seelen-Stadt Cape Girardeau am Ufer des Mississippis, USBundesstaat Missouri, sein DJ-Name lautete „Rusty Sharpe“, wie er einmal in einem Interview verriet.
Fast 40 Jahrzehnte später hatte seine „Rush Limbaugh Show“rund 15 Millionen Zuhörer pro Woche. 600 Sender im ganzen Land strahlten sie aus. Und der Junge aus Missouri hatte die Welt auf eine Weise verändert, wie es ihm wohl nur wenige zugetraut hätten.
Rush Hudson Limbaugh III., wie er mit vollem Namen hieß, war nicht einfach nur ein Radiomoderator. Er war ein Provokateur, seine
Feinde hießen ihn auch gern einen Rassisten, Sexisten oder Verschwörungstheoretiker.
Schon Reagan war ein Fan
Vor allem war er lange Jahre Stichwortgeber für eine reaktionäre Strömung der US-Politik, die über Jahrzehnte die Republikaner beeinflusste. Schon Ronald Reagan hätte ihn „die Stimme für Konservativismus in diesem Land“genannt, sagte Limbaugh einst.
Der US-Präsident war es auch, der seine Karriere maßgeblich beförderte, in dem er im Jahr 1987 die sogenannte Fairness Doktrin abschaffte. Diese hatte Radiobetreiber über Jahrzehnte hinweg verpflichtet, zu kontroversen Themen fair und ausgewogen zu berichten.
Ein Jahr nachdem die Fairness Doktrin gefallen war, startete die „Rush Limbaugh Show“landesweit. Der Talkshow-Host sprach dort Dinge aus, die sich andere nicht in den Mund zu nehmen trauten: Sei es, weil sie beleidigend, diskriminierend, einseitig oder schlichtweg falsch waren.
Was auch immer sich über die Show sagen ließ: Millionen von US-Amerikanern wollten Woche für Woche hören, was Limbaugh zu sagen hatte und machten ihn so zum Multi-Millionär. Und das lang, bevor Donald Trump sich anschickte, US-Präsident zu werden.
Der New Yorker war wohl jener Politiker, dem sich Rush Limbaugh in all den Jahrzehnten in der Republikanischen Partei am nächsten fühlte. Er ließ ihn stundenlang in seiner Show auftreten, Trump dankte es ihm mit der „Medal of Freedom“, der höchsten zivilen Auszeichnung der USA. Wer mehr vom Zuspruch des anderen profitierte, bleibt am Ende eine Frage der Interpretation.
Am Mittwochabend teilte Limbaughs Familie mit, dass der passionierte Zigarrenraucher im Alter von 70 Jahren an Lungenkrebs im Endstadium gestorben ist.