Die Presse

Der Pionier der politische­n Spalterei

Nachruf. Der Provokateu­r und Radiomoder­ator Rush Limbaugh beeinfluss­te die republikan­ische Partei schon lang, bevor diese sich Donald Trump zuwandte.

- VON CHRISTOPH ZOTTER

Palm Beach/Wien. Als Rush Limbaugh zum ersten Mal vor das Mikrofon trat, deutete wenig darauf hing, dass er einmal Millionen Menschen die Welt erklären sollte. Ein Teenager aus der 30.000-Seelen-Stadt Cape Girardeau am Ufer des Mississipp­is, USBundesst­aat Missouri, sein DJ-Name lautete „Rusty Sharpe“, wie er einmal in einem Interview verriet.

Fast 40 Jahrzehnte später hatte seine „Rush Limbaugh Show“rund 15 Millionen Zuhörer pro Woche. 600 Sender im ganzen Land strahlten sie aus. Und der Junge aus Missouri hatte die Welt auf eine Weise verändert, wie es ihm wohl nur wenige zugetraut hätten.

Rush Hudson Limbaugh III., wie er mit vollem Namen hieß, war nicht einfach nur ein Radiomoder­ator. Er war ein Provokateu­r, seine

Feinde hießen ihn auch gern einen Rassisten, Sexisten oder Verschwöru­ngstheoret­iker.

Schon Reagan war ein Fan

Vor allem war er lange Jahre Stichwortg­eber für eine reaktionär­e Strömung der US-Politik, die über Jahrzehnte die Republikan­er beeinfluss­te. Schon Ronald Reagan hätte ihn „die Stimme für Konservati­vismus in diesem Land“genannt, sagte Limbaugh einst.

Der US-Präsident war es auch, der seine Karriere maßgeblich beförderte, in dem er im Jahr 1987 die sogenannte Fairness Doktrin abschaffte. Diese hatte Radiobetre­iber über Jahrzehnte hinweg verpflicht­et, zu kontrovers­en Themen fair und ausgewogen zu berichten.

Ein Jahr nachdem die Fairness Doktrin gefallen war, startete die „Rush Limbaugh Show“landesweit. Der Talkshow-Host sprach dort Dinge aus, die sich andere nicht in den Mund zu nehmen trauten: Sei es, weil sie beleidigen­d, diskrimini­erend, einseitig oder schlichtwe­g falsch waren.

Was auch immer sich über die Show sagen ließ: Millionen von US-Amerikaner­n wollten Woche für Woche hören, was Limbaugh zu sagen hatte und machten ihn so zum Multi-Millionär. Und das lang, bevor Donald Trump sich anschickte, US-Präsident zu werden.

Der New Yorker war wohl jener Politiker, dem sich Rush Limbaugh in all den Jahrzehnte­n in der Republikan­ischen Partei am nächsten fühlte. Er ließ ihn stundenlan­g in seiner Show auftreten, Trump dankte es ihm mit der „Medal of Freedom“, der höchsten zivilen Auszeichnu­ng der USA. Wer mehr vom Zuspruch des anderen profitiert­e, bleibt am Ende eine Frage der Interpreta­tion.

Am Mittwochab­end teilte Limbaughs Familie mit, dass der passionier­te Zigarrenra­ucher im Alter von 70 Jahren an Lungenkreb­s im Endstadium gestorben ist.

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[ Reuters ] Seine Stimme war laut – und reaktionär.

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