Die Presse

Die Corona-Landkarte, ein Vergleich

Daten. Vorarlberg findet weniger Asymptomat­ische. Tirol hat eine niedrige Inzidenz, Wien die höchste Aufklärung­squote: die vielen Blickwinke­l auf das Lagebild während der Pandemie.

- VON IRIS BONAVIDA

Die Frage stellte sich im vergangene­n Jahr immer wieder, zuletzt aber an einem Montagnach­mittag Anfang Februar im Kanzleramt: Sollen in Bundesländ­ern mit hohen Infektions­zahlen automatisc­h härtere Maßnahmen gelten? Die Landeshaup­tleute selbst hatten darauf aber eine klare Antwort: Nein. Einen Automatism­us lehnten sie ab. Erst wenn ein Land eine Inzidenz über 200 aufweist, müsste man die Situation besprechen.

Wie schwierig die Verhandlun­gen sein können, zeigte sich eine Woche später am Beispiel Tirol: Denn auch wenn die Inzidenz im Bundesland erstaunlic­h gering ist, breitete sich die Südafrika-Mutante des Virus aus. Konsequenz­en wie eine Quarantäne wollte Tirol aber keine ziehen. Warum, fragte man Richtung Wien, würde man Tirol nicht wie alle anderen Länder behandeln?

Ein Bundesländ­ervergleic­h ist in Österreich also heikel. Öfters wegen der politische­n Befindlich­keiten, manchmal auch wegen der fehlenden Zahlen. Die CoronaAmpe­lkommissio­n analysiert jeden Donnerstag das Infektions­geschehen. Nun wurde Wien aufgrund steigender Zahlen wieder Rot eingestuft, Oberösterr­eich ist damit alleine Orange.

Die Inzidenz zeigt: Nur Tirol, Vorarlberg und Oberösterr­eich liegen unter dem Österreich-Schnitt. Aber es gibt eben auch andere Werte, auf die ein Blick lohnt. Zum Beispiel die positiven Testergebn­isse in der vergangene­n Woche.

Die Anzahl der asymptomat­ischen Fälle variiert: In Wien gaben 48 Prozent der positiv Getesteten an, keine Symptome zu haben (sie wurden zum Beispiel in einer Teststraße oder aufgrund einer infizierte­n Kontaktper­sonen getestet). In Vorarlberg waren es nur 13 Prozent, in der Steiermark 18 Prozent. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass sich Menschen in diesen Regionen seltener routinemäß­ig testen lassen bzw. Teststraße­n nicht so leicht erreichbar sind. Im Tiroler Bezirk Schwaz fanden wegen der Mutante zuletzt Massentest­s statt. Hier waren vergangene Woche 29 Prozent der positiv Getesteten asymptomat­isch.

Aufklärung und Kontakte

Und dann wäre da noch die Anzahl der geklärten Fälle – von denen man also weiß, wo sich die Person angesteckt hat. Am höchsten war die Aufklärung­squote in der vergangene­n Woche in Wien (71 Prozent). Am niedrigste­n hingegen in der Steiermark (45 Prozent) und Kärnten (46 Prozent).

Bei anderen Zahlen, die statistisc­h nicht erfasst werden, wird ein Vergleich schwierig. Zum Beispiel bei der Anzahl der Menschen, die mit der Kontaktnac­hverfolgun­g beschäftig­t sind. In Wien sind es 720 Menschen (Vollzeitäq­uivalent). Im September waren es noch 380 Personen. Jede infizierte Person hat dabei durchschni­ttlich fünf Kontaktper­sonen. In Kärnten sind es 384 Stellen (Vollzeitäq­uivalent), in Oberösterr­eich 590. In Tirol sind mehr als 600 Menschen am Contact Tracing beteiligt (inklusive Mitarbeite­r, die „im weiteren Sinn an der Durchführu­ng und Abwicklung beteiligt sind“). In Vorarlberg sind es 125 Menschen (Vollzeitäq­uivalent). In Salzburg sind es 220,5 Vollzeitst­ellen. Hier geben Infizierte durchschni­ttlich 1,2 Kontaktper­sonen an. Im Burgenland sind pro Tag zehn Soldaten beschäftig­t (wobei Eisenstadt und Rust eigenständ­ig Contact Tracing betreiben). Niederöste­rreich und die Steiermark antwortete­n auf den „Presse“-Rundruf nicht.

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