H˚aland ist einfach nicht aufzuhalten
Champions League. Dortmund träumt nach dem 3:2 gegen Sevilla vom Aufstieg ins Viertelfinale. Turin rätselt über die Form.
Dortmund. Erling Haland˚ hatte mit Sevillas Abwehr seine richtige Hetz. Der Norweger, 20, war im Champions League-Achtelfinale schlichtweg nicht aufzuhalten. Beweglich, immenser Körpereinsatz, schnell, schussstark, grenzenloses Selbstvertrauen und Instinkt: der Stürmer, der schon bei RB Salzburg zu überzeugen verstand, steht auch bei Borussia Dortmund im Mittelpunkt. Gegen die Spanier traf der Norweger beim 3:1 zweimal, sein Doppelpack lässt den BVB zu Recht vom Viertelfinale träumen. Allerdings – ohne Ha-˚ land hat Dortmund enttäuschend wenig bis nichts zu bieten.
Der Jungstar, den sich der BVB um 20 Millionen Euro Ablöse genagelt hatte und der längst von englischen Größen wie Chelsea beobachtet und einem fünf Mal so hohen Preisschild eingestuft wird, war auch nach Abpfiff schneller als alle anderen. „Wir waren motiviert, wir waren leidenschaftlich. Ich bin stolz auf dieses Spiel.“
Ex-Salzburger ist Europas Nr. 1
Mit acht Toren übernahm das Strafraum-Juwel auch die Führung in der aktuellen ChampionsLeague-Torschützenliste. Seine 18 Treffer in seinen ersten dreizehn Königsklassen-Partien sind unerreicht. Damit bestätigt sich auch, was Jan-A˚ge Fjörtoft, der ehemalige Rapid- und Frankfurt-Legionär, der „Presse“bei einem Treffen in Manchester erzählt hat: „Kommt Haland˚ einmal bei einem großen deutschen Klub in Form, wird er ein Superstar. Dann steht ihm der Weg zu jedem Topklub in Europa offen.“Abwarten.
Denn nach zuvor auch für ihn eher unerfreulichen Wochen in der Bundesliga redete ihn BVB-Interimscoach Edin Terzic´ vor der Partie in Sevilla gesondert stark. „Er hat gesagt, dass es mein Spiel werden wird, ich meine Chancen bekommen werde. Die habe ich genutzt“, antwortete der Norweger dazu in gewohnt trockener Manier. Kritik hört er nicht so gern . . .
Dank Haland˚ spielte der lange Zeit formschwache und in der Bundesliga auf Rang sechs abgerutschte BVB wieder den Fußball, für den er eigentlich steht. Das macht Mut für das am Samstag (18.30 Uhr/Sky) anstehende Revierderby gegen die kurz vor dem Abstieg stehende Schalke. Vor allem die erste Halbzeit von Sevilla erinnerte an berauschende europäische Auftritte in der Vergangenheit. Danach schlich sich wieder der Schlendrian ein, stand die Abwehr nicht mehr gar so eng, fehlte die führende Ordnung (Hummels) und die Spanier konnten noch um einen Treffer verkürzen. Dass auch ein Stangenschuss für Sevilla zu Buche stehe, darf nicht übersehen werden. Dortmund hat drei Tore geschossen, 50 Minuten lang tollen Fußball geboten – und zum Schluss um den Ausgleich gebettelt.
Dass sich Abwehrchef Mats Hummels im ersten Ärger über das späte 2:3 durch Luuk de Jong (84.) mit dem in dieser Szene patzenden Emre Can lautstark anlegte, konnte die gute Laune der Dortmunder nicht trüben. Die Ausgangslage für das Rückspiel am 9. März, bei dem Borussia erstmals seit 2017 wieder in das Viertelfinale dieses höchst lukrativen Wettbewerbs einziehen kann, könnte besser nicht sein. Sevilla muss mindestens zwei Tore schießen. Weitaus schlechter ist die Lage bei Juventus. Unter Trainer Andrea Pirlo hielt Ratlosigkeit Einzug im Spiel der „Alten Dame“, vor allem hatten im Spiel gegen Porto Pässe zu Cristiano Ronaldo Seltenheitswert. Freilich wahrte der Treffer von Federico Chiesa dem Serie-A-Club beim 1:2 alle Chancen.
Der ewig-grantig wirkende Pirlo, 41, war ein unbestritten grandioser Kicker, der Mittelfeld-Stratege gewann mit AC Milan und Juventus wirklich jeden Titel. Nur als Trainer vermag er es offenbar nicht, den Seinen Innovation und Idee zu vermitteln. Das Setzen neuer Impulse verlangt auch Selbstreflexion, die Bereitschaft zu Veränderung. Die wird ihm auch von italienischen Gazetten längst abgesprochen. Bleibt die „Alte Dame“jedoch ohne Erfolg oder scheidet wie im Vorjahr erneut in der ersten K.-o.-Runde aus, wird ihm Klubchef Agnelli die Notwendigkeit zur Veränderung getrost mitteilen.
Ein tolles Spiel. Wir waren motiviert, wir waren leidenschaftlich.
Erling Haland˚ Dortmund-Stürmer