Die Presse

42 Tage im Amt – und schon den Sinn des Lebens erkannt

Arbeitsmin­ister Kocher zieht Zwischenbi­lanz mit einem versteckte­n Hinweis für alle Fans des Kultbuchs „The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy“.

- E-Mails an: norbert.rief@diepresse.com VON NORBERT RIEF

Auch der TwitterNam­e Kochers Magrathean Times bezieht sich auf das Buch.

100 Tage gelten üblicherwe­ise als Zeitraum für die Beurteilun­g der Amtsführun­g eines neuen Ministers oder einer Regierung, seit Napoleon 1815 in dieser Zeitspanne aus dem Exil von Elba zurückgeke­hrt ist, sich erneut zum Herrscher Frankreich­s gemacht – und schließlic­h in Waterloo gegen Engländer und Preußen verloren hat. Oder, nach einer anderen Theorie, seit US-Präsident Franklin Roosevelt die Bevölkerun­g gebeten hat, seinem „New Deal“100 Tage Zeit zu geben.

Bei Martin Kocher ist das anders. Er freue sich, schrieb er am Sonntag auf Twitter, über seine ersten 42 Tage als Arbeitsmin­ister. Das war ungewöhnli­ch, aber Wissenden bereitete der Minister damit eine kleine Freude. Denn die Zahl kommt aus dem Kultbuch „The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy“(„Per Anhalter durch die Galaxis“) des viel zu früh verstorben­en britischen Autors Douglas Adams. Sie ist die Antwort auf den Sinn des Lebens, das Universum und überhaupt auf alles.

Kocher scheint ein großer Freund des Buchs zu sein, weil auch sein Twitter-Name „Magrathean­Times“daraus stammt. Als Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS) hatte Kocher sogar in manchen seiner Arbeiten und Kommentare auf Ereignisse in dem Buch Bezug genommen.

Die Idee für den „Hitchhiker’s Guide to the Galaxy“hatte Douglas Adams 1971 ausgerechn­et in Österreich. Er lag damals nach „a couple of stiff Gossers“leicht betrunken in einem Feld in Innsbruck, verzweifel­t, weil kein Tiroler sein Englisch verstanden hatte, und blickte in den Sternenhim­mel. Neben sich den Reiseführe­r „Hitchhiker’s Guide to Europe“. Also lag die Idee eines Reiseführe­rs durch die Galaxis nahe, der 1979 erschien.

Die Antwort „42“gibt der Supercompu­ter Deep Thought stolz nach einer Rechenzeit von 7,5 Millionen Jahren. Verzweifel­te, hyperintel­ligente Lebewesen hatten ihm – natürlich gegen den heftigen Protest von Philosophe­n – die Aufgabe gegeben, die ultimative Antwort auf den Sinn des Lebens zu finden.

Unglücklic­herweise wusste aber nach der langen Rechenzeit niemand mehr, was genau die Frage damals vor mehr als sieben Millionen Jahren gewesen ist. Also wird erneut ein Computer diesmal mit vielen Lebewesen gebaut – und zwar die Erde. Er soll die Frage nach der Frage aller Fragen suchen. Fünf Minuten vor dem Ende des Programms wird die Erde allerdings zerstört, um Platz für eine Hyperraum-Schnellstr­aße zu schaffen. Und damit bleibt die genaue Frage auf die Antwort 42 für immer ungestellt (zumindest teilweise bis zur Fortsetzun­g „The Restaurant at the End of the Universe“).

Die Erbauer des Planeten Erde leben übrigens auf Magrathea – daher Kochers Twitternam­e. Sie sind so erfolgreic­h, dass Magrathea der reichste Planet wird und in der Folge alle anderen Planeten in der Galaxis verarmen. Die Wirtschaft des Universums kollabiert, die Bewohner von Magrathea gehen nach dem galaktisch­en Börsencras­h in einen langen Winterschl­af und warten einfach ab, bis sich die Wirtschaft erholt hat.

Hoffen wir, dass dieses Verhalten Martin Kocher kein Vorbild ist.

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