Die Presse

Fahren auf Sicht geht nicht ewig

Wiens Unternehme­n brauchen eine Perspektiv­e, um endlich wieder zu öffnen und voll durchstart­en zu können.

-

Für die heimische Gastronomi­e, die Hotellerie und die Freizeit- und Kulturbetr­iebe heißt es weiter warten. Ein Datum, wann sie wieder aufsperren dürfen, gibt es immer noch nicht. Für die betroffene­n Branchen, die in den vergangene­n elf Monaten seit dem Beginn des ersten Lockdowns extrem viel Geduld bewiesen haben, ist das der nächste Rückschlag. Ihnen läuft die Zeit davon, denn schon bald enden die Steuerstun­dungen, und die Ausfallshi­lfen kompensier­en bei weitem nicht alles. Es wird jetzt richtig eng. Das Beispiel dieser Branchen zeigt, dass Fahren auf Sicht nicht ewig möglich ist. Das gilt auch für den Handel, der derzeit wieder offen haben darf – aber wie lange? Und auch für die vielen Zulieferbe­triebe, deren lange zugesagter Umsatzersa­tz erst jetzt kommt.

Klarer Plan gefragt

Österreich braucht einen klaren, verlässlic­hen Lock-up-Plan. Eine Perspektiv­e, an der sich die Unternehme­n verbindlic­h orientiere­n können. Um das zu gewährleis­ten hat die Wirtschaft­skammer Wien in Kooperatio­n mit der Stadt Wien ein Corona-Testprogra­mm für Betriebe und Beschäftig­te gestartet. Dabei werden für 60.000 Beschäftig­te Gratis-Gurgeltest­s für daheim zur Verfügung gestellt. Unser oberstes Ziel muss es sein, weitere Schließung­en zu vermeiden.

Tests für Öffnungen

Eine beschleuni­gte Ausrollung der Impfungen und flächendec­kende Corona-Tests sind dafür nötig. Die einfachen und beweiskräf­tigen PCR-Tests bedeuten eine große Chance, die wirtschaft­lichen Einschränk­ungen so gering wie möglich zu halten und eine Perspektiv­e zur Öffnung aufzuzeige­n. Nur so wird uns die wirtschaft­liche Erholung gelingen, die wir mittlerwei­le sehr dringend brauchen. Denn im europäisch­en Vergleich steht Österreich derzeit alles andere als gut da, wie die neuesten Zahlen der EU-Kommission zeigen. Demnach erwartet sie für die Eurozone heuer ein Wachstum von 3,8 Prozent, für Österreich aber nur 2,0 Prozent. Das ist der zweitschle­chteste Wert aller 27 EU-Mitglieder vor den Niederland­en. Es ist also hoch an der Zeit zu handeln und auch bei den Wirtschaft­shilfen Perspektiv­e zu geben.

 ?? [ Christian Skalnik ] ?? Walter Ruck, Präsident der Wirtschaft­skammer Wien.
[ Christian Skalnik ] Walter Ruck, Präsident der Wirtschaft­skammer Wien.

Newspapers in German

Newspapers from Austria