Drogenkrieg hinter Gittern: Blutbad im Gefängnis
Ecuador. Bei einem konzertierten Aufstand in den drei größten Haftanstalten starben 79 Menschen.
Quito/Wien. Verstümmelte Leichen, abgetrennte Köpfe, Arme und Beine und überall Blut: Die Massaker in den drei größten Gefängnissen Ecuadors, festgehalten auf Handyvideos und verbreitet über die sozialen Medien, sorgten am Mittwoch landesweit für Entsetzen. Das Blutbad, das am Dienstagvormittag Ortszeit mit konzertierten Aufständen in den Haftanstalten begann und bis am Nachmittag andauerte, wirft ein Schlaglicht auf den eskalierenden Drogenkrieg an der Westküste Südamerikas.
79 Menschen seien bei den Krawallen ums Leben gekommen, teilte die Regierung mit. Sie schrieb den Ausbruch der Kämpfe rivalisierenden Drogenbanden zu. Andere Quellen sprachen von einem Machtkampf innerhalb der größten kriminellen Organisation des Landes, Los Choneros. Deren Anführer, Jose Luis Zambrano alias „Rasquina“, war im Dezember in einer Shoppingmall in der Hafenstadt Manta getötet worden, einem wichtigen Drehkreuz für den Kokainhandel nach Mittelamerika. In Ecuador werden zwar keine großen Kokamengen angebaut. Doch das Land ist flankiert von den größten Kokaproduzenten, Kolumbien und Peru, und vor allem für kolumbianische Drogenschmuggler hat der Handel über Ecuador an Bedeutung gewonnen.
Zwischen den Fronten
Trotz des seit Jahren eskalierenden Drogenkriegs sind die Massaker in den Gefängnissen in Guayaquil, Cuenca und Latacunga für Ecuador ein beispielloser Vorgang. „So etwas war in unserem Land undenkbar“, zitierte die „New York Times“den Exchef der Haftanstalten, Ricardo Camacho. Es dauerte Stunden, bis die Sicherheitskräfte die Kontrolle in den Gefängnissen wiedererlangten. Bei Durchsuchungen fand die Polizei anschließend zahlreiche Waffen. Die meisten der Opfer sollen keine Bandenmitglieder gewesen sein, sondern Häftlinge, die zwischen die Fronten gerieten. (raa)