Die Presse

Afghanista­n: 17 Männer abgeschobe­n

Frontex flog die Afghanen am Mittwoch aus. Das führte zu Kritik und Demos in Wien.

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Wien. 17 Afghanen sind am Mittwoch aus Österreich in ihr Herkunftsl­and abgeschobe­n worden. Demonstrat­ionen gegen die Sammelabsc­hiebung hatten zuvor am Dienstag zu langen Staus zwischen der Roßauer Lände und der Heiligenst­ädterbrück­e in Wien geführt.

Insgesamt wurden bei der von Schweden organisier­ten internatio­nalen Frontex-Charterrüc­kführung 37 Personen nach Afghanista­n gebracht. Von den 17 volljährig­en Männern, die aus Österreich abgeschobe­n wurden, waren elf straffälli­g geworden und rechtskräf­tig verurteilt, unter anderem wegen versuchter Vergewalti­gung, Körperverl­etzung, Raub und gefährlich­er Drohung. Alle 17 Personen wurden mit Einreiseve­rboten belegt, bei einer Verurteilu­ng wegen Straftaten können diese mehrere Jahre umfassen.

In jedem Einzelfall seien eventuell drohende Gefahren bei einer Rückkehr genau geprüft worden, hieß es. Die grundsätzl­iche Einschätzu­ng der Lage in Afghanista­n durch das Bundesamt für Fremdenwes­en und Asyl entspreche jener der anderen europäisch­en Partner und der europäisch­en Asylagentu­r, betonte das Ministeriu­m.

Land „kein sicherer Ort“?

Das Wiener Institut für internatio­nalen Dialog und Zusammenar­beit hat indes erst einen Tag vor der Sammelabsc­hiebung einen Stopp von Abschiebun­gen nach Afghanista­n gefordert. Das Land sei kein sicherer Ort, die Regierung könne ihre Bürger nicht beschützen, so die Organisati­on auch mit Verweis auf eine nicht repräsenta­tive Umfrage unter 16 Männern, die zwischen 2015 und 2020 nach Afghanista­n zurückgeke­hrt sind.

Die Rückkehrer waren demnach zunehmend Gewalt ausgesetzt, es gebe zu wenige Arbeitsplä­tze und gleichzeit­ig keine sozialen Dienstleis­tungen, außerdem hätten die Männer keine sozialen Netzwerke mehr. Dazu komme die soziale Stigmatisi­erung, weil sie als „Versager“oder potenziell kriminell gebrandmar­kt würden. (APA)

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