Die Presse

Wie ein „Kartell“? Golden Globes unter massiver Kritik

Oft wurden die Filmpreise belächelt, jetzt wurden deutliche Vorwürfe laut.

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Am Sonntag werden zum 78. Mal die Golden Globes verliehen. Die Gala hat schon lang den Ruf der weniger relevanten, aber medienwirk­samen kleinen Schwester der Oscars: Die beiden Verleihung­en verhielten sich zueinander wie Kim Kardashian zu Kate Middleton, witzelte Ricky Gervais, als er 2012 die Golden Globes moderierte. Diese seien „ein bisschen lauter, trashiger, betrunkene­r. Und leichter käuflich, angeblich.“

Zu letzterem Punkt wurden zuletzt deutliche Vorwürfe formuliert – in Medienberi­chten wie auch vor Gericht: Die norwegisch­e Reporterin Kjersti Flaa hat die Hollywood Foreign Press Associatio­n (HFPA), die die Preise vergibt, geklagt, nachdem ihr die Mitgliedsc­haft verweigert worden war. Die Organisati­on sei wie ein „Kartell“, es herrsche eine „Kultur der Korruption“, die Mitglieder würden exklusiven Zugang zu Stars genießen und Geschenke im Wert von „Tausenden von Dollar“von Studios annehmen, denen sie dann Trophäen verleihen. Für viele erklärt sich dadurch die oft seltsame Wahl der Nominierun­gen. Heuer ist etwa die von der Kritik verrissene Serie „Emily in Paris“dabei; laut „L.A. Times“hat das Studio dahinter 30 HFPA-Mitglieder auf eine luxuriöse Paris-Reise eingeladen.

Flaas Klage wurde abgewiesen, gemeinsam mit anderen Journalist­en reichte sie erneut Beschwerde ein. Und mehrere anonyme Mitglieder der HFPA bestätigen die Vorwürfe. Einer sagte zur „L.A. Times“: „Wir sind eine archaische Organisati­on.“Diese besteht aus 87 internatio­nalen Hollywood-„Reportern“, die von ihrer Tätigkeit in diversen Gremien zum Teil gut leben. Aktiv journalist­isch arbeiten relativ wenige von ihnen – manche fielen eher als Selfie-Jäger auf. (kanu)

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