Österreich zwischen Impfen, Testen, Öffnen und Sperren
Österreich. Der Gesundheitsminister kündigt einen Mix aus Verschärfungen und Lockerungen an. Die Gastronomie wird sich noch gedulden müssen.
wien. Nach Ansicht von Gesundheitsminister Rudolf Anschober hätte weder die bevorstehende Zulassung des AstraZeneca-Impfstoffs für über 65-Jährige noch mögliche Lieferschwierigkeiten größere Auswirkungen auf den österreichischen Impfplan. „Wir sind bei der Impfplanung auf der sicheren Seite“, sagte Anschober bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Man kalkuliere ja schon seit Längerem damit, dass es weniger Lieferungen im zweiten Quartal 2021 geben werde.
Für die Impfung von über 65-Jährigen mit dem AstraZeneca-Vakzin lägen nun ausreichend Studien vor. „Deswegen warte ich auf die offizielle Empfehlung des nationalen Impfgremiums“, erklärte der Minister. Logistisch hätte das Vorteile, weil der Impfstoff von AstraZeneca nicht so stark gekühlt werden muss wie jener von Biontech/Pfizer.
Erstmals seit beinahe fünf Wochen wurden am Mittwoch wieder mehr als 2000 Neuinfektionen gemeldet. In den vergangenen 24 Stunden kamen 2006 neue Fälle hinzu – zweieinhalb Wochen nach den Lockerungen in Schulen und im Handel. Im Schnitt der vergangenen Woche infizierten sich somit täglich 1786 Menschen mit Sars-CoV-2.
Am Montag will die Regierung über weitere Maßnahmen oder Lockerungen entscheiden. Für Anschober sind Verschärfungen dann unumgänglich, „wenn sich sehr starke unkontrollierte Zuwächse für die nächsten Wochen zeigen würden“. Die leicht steigenden Infektionszahlen erfüllen ihn mit Sorge. Noch wisse man aber nicht, „ob das die Auswirkungen der Mutationen sind oder hauptsächlich die Zunahme der Testungen“. Erste Schätzungen von Experten besagten, dass die Tests für rund 20 Prozent der Steigerungen verantwortlich sind.
Den Entscheidungen wollte der Minister nicht vorgreifen. Vorstellen kann er sich künftig auch regionale Maßnahmen – und einen Mix aus Verschärfungen und Lockerungen. „Es ist nicht schwarz oder weiß am Montag, es geht um das gesundheitlich Notwendige.“Auf die Frage, ob man das Ende der Fastenzeit mit einem Bier im Gastgarten werde feiern können, sagte Anschober: „Das wäre ein Wunschtraum. Die Frage ist, ob es verantwortbar ist. Das werden die Analysen der nächsten Tage zeigen.“Gleiches gelte für andere Bereiche wie beispielsweise den Tourismus. Auch hier wolle er aber nicht vorgreifen. Im neuen Blog des ÖVP-Parlamentsklubs („Zur Sache“) war dagegen zu lesen, dass die „Gastro-Öffnung mit Test“komme. Der genaue Zeitpunkt sei aber noch offen.
Testpflicht bei Ausreise aus Mayrhofen
Einstweilen wurde eine erste regionale Verschärfung bekannt: Die Tiroler Gemeinde Mayrhofen im hinteren Zillertal darf wegen der Verbreitung der Südafrika-Mutante von Samstag bis Mittwoch nur noch mit einem negativen Coronatest, der nicht älter als 72
Stunden ist, verlassen werden. Auch die Kindergärten und Handelsbetriebe bleiben – bis auf die Grundversorger – von Samstag bis Mittwoch geschlossen. Die Schulen werden auf Distance Learning umgestellt.
Nach einer Abstimmung zwischen den Bürgermeistern des Bezirkes Schwaz, der Bezirkshauptmannschaft, der Landesregierung und des Einsatzstabes seien diese Maßnahmen für die Zillertaler Tourismushochburg beschlossen worden, hieß es am Mittwoch aus Tirol. Vorerst – Stand Mittwochvormittag – lag für 42 Personen in der Gemeinde ein positives Testergebnis vor. In 29 dieser Fälle wurde mittels PCR-Analyse die südafrikanische Virusvariante nachgewiesen.
Auch einen ersten Lockerungsschritt kündigte Anschober am Mittwoch an: Bewohner von Alters- und Pflegeheimen sollen demnächst zwei statt nur einen Besucher pro Woche empfangen dürfen. Man sei derzeit am Finalisieren und versuche, dies möglichst rasch umzusetzen, sagte der Gesundheitsminister. Nächste Woche könnte es so weit sein. Besucher werden aber weiterhin ein negatives Testergebnis vorweisen und eine FFP2-Maske tragen müssen. (APA/red.)