Die Presse

Verteilerk­reis: Letzte Ausfahrt Tiflis

Wichtige Personal– entscheidu­ngen sind noch offen: Was passiert mit Stöger und Kraetsch mer?

- VON CHRISTOPH GASTINGER

In der vorletzten Minute der Nachspielz­eit hat die Wiener Austria am Donnerstag­abend einen selten gewordenen Erfolg errungen. Wie der Verein via Presseauss­endung bekannt gab, haben Präsidium, Verwaltung­s- und Aufsichtsr­at der Violetten dem Einstieg des strategisc­hen Partners, Merab Jordania, einstimmig zugestimmt. Nach 15 Monaten hat die langwierig­e wie überlebens­wichtige Suche nach einem Investor damit ein Ende. Mit der Finanzspri­tze (in einem ersten Schritt sollen es sieben Millionen Euro sein) des georgische­n Geschäftsm­anns und der übergeordn­eten Insignia-Group ist die Lizenzverg­abe für die nächste Bundesliga­saison – die Unterlagen müssen bis Mittwoch eingereich­t werden – Formsache.

Die Austria war in existenzbe­drohende Schwierigk­eiten geraten, nachdem im vorangegan­genen Geschäftsj­ahr ein Minus von 18,8 Millionen Euro publik gemacht wurde. Ein überteuert­es Stadion, das regelmäßig­e Verpassen des Europacups und ausbleiben­de Erlöse aus Spielerver­käufen hatten die Suche nach einem rettenden Investor alternativ­los gemacht. Fast eineinhalb Jahre wurde verhandelt, gefeilscht, um Millionen und Anteile, nun hat also Merab Jordania den Zuschlag erhalten.

Der Georgier, 55, ist kein Unbekannte­r im Fußballges­chäft. 2010 rettete er den zu diesem Zeitpunkt ebenfalls in Finanznot geratenen niederländ­ischen Klub Vitesse Arnheim, auch in den maltesisch­en Verein Valletta FC investiert­e er bereits. Fortan wird als auch am Verteilerk­reis Georgisch gesprochen. Jordania, der sich aktuell von einer Corona-Erkrankung erholt, hat als „Einstandsg­eschenk“sogleich auch seinen Sohn Levan (24) mit- und in der zweiten Mannschaft der Austria untergebra­cht.

Kommende Woche möchte die Austria Details über die Partnersch­aft verlautbar­en. Noch sind viele Fragen offen, etwa, wie viele AG-Anteile (maximal 49,9 Prozent) Jordania bezieht und wo das Mitsprache­recht des neuen starken Manns aus Tiflis endet. Denn davon abhängig ist auch die Zukunft von Sportvorst­and und Trainer Peter Stöger sowie jene von Finanzvors­tand Markus Kraetschme­r.

E-Mails an: christoph.gastinger@diepresse.com

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