Verteilerkreis: Letzte Ausfahrt Tiflis
Wichtige Personal– entscheidungen sind noch offen: Was passiert mit Stöger und Kraetsch mer?
In der vorletzten Minute der Nachspielzeit hat die Wiener Austria am Donnerstagabend einen selten gewordenen Erfolg errungen. Wie der Verein via Presseaussendung bekannt gab, haben Präsidium, Verwaltungs- und Aufsichtsrat der Violetten dem Einstieg des strategischen Partners, Merab Jordania, einstimmig zugestimmt. Nach 15 Monaten hat die langwierige wie überlebenswichtige Suche nach einem Investor damit ein Ende. Mit der Finanzspritze (in einem ersten Schritt sollen es sieben Millionen Euro sein) des georgischen Geschäftsmanns und der übergeordneten Insignia-Group ist die Lizenzvergabe für die nächste Bundesligasaison – die Unterlagen müssen bis Mittwoch eingereicht werden – Formsache.
Die Austria war in existenzbedrohende Schwierigkeiten geraten, nachdem im vorangegangenen Geschäftsjahr ein Minus von 18,8 Millionen Euro publik gemacht wurde. Ein überteuertes Stadion, das regelmäßige Verpassen des Europacups und ausbleibende Erlöse aus Spielerverkäufen hatten die Suche nach einem rettenden Investor alternativlos gemacht. Fast eineinhalb Jahre wurde verhandelt, gefeilscht, um Millionen und Anteile, nun hat also Merab Jordania den Zuschlag erhalten.
Der Georgier, 55, ist kein Unbekannter im Fußballgeschäft. 2010 rettete er den zu diesem Zeitpunkt ebenfalls in Finanznot geratenen niederländischen Klub Vitesse Arnheim, auch in den maltesischen Verein Valletta FC investierte er bereits. Fortan wird als auch am Verteilerkreis Georgisch gesprochen. Jordania, der sich aktuell von einer Corona-Erkrankung erholt, hat als „Einstandsgeschenk“sogleich auch seinen Sohn Levan (24) mit- und in der zweiten Mannschaft der Austria untergebracht.
Kommende Woche möchte die Austria Details über die Partnerschaft verlautbaren. Noch sind viele Fragen offen, etwa, wie viele AG-Anteile (maximal 49,9 Prozent) Jordania bezieht und wo das Mitspracherecht des neuen starken Manns aus Tiflis endet. Denn davon abhängig ist auch die Zukunft von Sportvorstand und Trainer Peter Stöger sowie jene von Finanzvorstand Markus Kraetschmer.
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