Mahrer fordert Nasenbohrertests in der Gastronomie
Wirtschaftskammerpräsident Mahrer drängt auf eine schrittweise Öffnung von Gastronomie, Hotels und Kulturbetrieben.
Hört man Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer zu, fühlt man sich ins Chicago der 1930er-Jahre zurückversetzt. Prohibition, und im Verborgenen florieren die Flüsterbars. „Wir müssen das Drängen in die Illegalität beenden und sichere Gastfreundschaft in der Legalität ermöglichen“, sagt er nach dem großen Öffnungsevent in der Wirtschaftskammer, bei dem die betroffenen Branchen vehement ein Aufsperren noch vor Ostern gefordert haben.
Und die Wirtschaftskammer hat neue Verbündete gefunden. Neben Gastronomie und Hoteliers kommen auch Kulturschaffende und Veranstalter zu Wort. Die oft auch kritisch beäugte Tourismuswirtschaft auf Du und Du mit der intellektuellen Kunstszene also. Harald Mahrer rettet die Wirtschaft und gibt gleichzeitig Buchtipps.
Dass die Zahl der Infektionen gestiegen sind, ist ihm nicht entgangen. „Es dürfen nicht nur die Infektionszahlen in Betracht gezogen werden“, sagt er. „Wenn wir mehr testen, steigen auch die Zahlen.“Die Öffnung einiger Branchen sei kein erhöhtes Risiko, sondern sorge sogar für mehr Sicherheit. Mehr Menschen, die asymptomatisch erkrankt sind, könnten so erkannt und isoliert werden. Auch an den Schulen sorgen die sogenannten Nasenbohrertests dafür, dass die Ansteckungsgefahr früher gebannt wird. Mahrer plädiert in der Gastronomie für „Nasenbohrertests unter Aufsicht oder als Selbsttest mit einer App-Lösung als Bestätigung“. Somit könnte der Eintrittstest sehr niederschwellig erfolgen, die Leute müssten sich nicht jedesmal in Teststraßen und Apotheken ihren Passierschein für ein geregeltes Miteinander abholen. Die Bereitschaft, sich testen zu lassen, sei groß. Laut einer Umfrage wollen sich 81 Prozent der Leute testen lassen, um wieder ins Cafe´ oder Beisl gehen zu dürfen.
Tatsächlich ist sich die Branche nicht ganz so einig, wie es die jüngste Aktion der Wirtschaftskammer suggeriert. Vor allem Hoteliers in Westösterreich fürchten um das Image in Deutschland. Sie hätten nichts davon, wenn ein paar Wochen früher aufgesperrt wird, die deutschen Urlauber aber massiv verunsichert werden. Für diese Verunsicherung sorge der bayrische Ministerpräsident, Markus Söder, dessen Grenzblockade zu Tirol viel Staub aufwirbelt.
„Intelligente Öffnungsschritte“
„Ich kann doch nicht das Schicksal vieler österreichischer Branchen an der deutschen Bundestagswahl festmachen“, sagt Mahrer und interpretiert Söders Österreich-Kritik als Wahlkampfgepolter. Längst werde in Deutschland diskutiert, warum man nicht ebenfalls Massentests anbiete. „Ich mache mir um unser Image und um unsere Reputation im Ausland keine Sorgen. Ich würde mir Sorgen machen, wenn wir diese Chance verschlafen“, sagt er und meint damit „die Chance, uns als internationaler Vorreiter zu positionieren“.
Mahrer fordert also einen Stufenplan, eine schrittweise Öffnung. Ob eine Wochen früher oder später, sei nicht entscheidend. Es gehe um eine Planungssicherheit für Betriebe und Gäste. „Intelligente erste Öffnungsschritte vor Ostern sind möglich, wenn die Politik sich das zutraut“, sagt Mahrer.
Bleibt nur noch die Frage, welches Buch Mahrer empfiehlt: „Bad Regina“von David Schalko.