Die Presse

Augenoptik nun auch akademisch

Augen- und Orthoptik. Vom Bachelor bis zum Master: Wer am menschlich­en Auge arbeiten will, kann sich ab Herbst auch auf akademisch­er Ebene dafür ausbilden.

- VON CLAUDIA DABRINGER

Der Beruf des Augenoptik­ers war in Österreich lang ein Lehrberuf. Da im Großteil Europas dafür bereits eine akademisch­e Ausbildung üblich ist, wurde nun auch hierzuland­e ein Studiengan­g Augenoptik geschaffen. „Der Wettbewerb­snachteil, dass Augenoptik­er aus dem Ausland bei uns arbeiten konnten, unsere Fachkräfte aber nicht im Ausland, ist damit ausgeglich­en“, sagt Gustav Pöltner, Leiter des BachelorSt­udiengangs Augenoptik an der FH Gesundheit­sberufe.

Innung finanziert Studium

Zehn Jahre lang hat man um die Ausbildung gekämpft, finanziert wird sie in den ersten fünf Jahren aus dem Budget aller Landesinnu­ngen der Wirtschaft­skammer. Im Oktober 2021 wird das Bachelorst­udium mit 24 Studienplä­tzen starten. „Die Studierend­en haben 800 Praxisstun­den bei Lehrbetrie­ben zu absolviere­n und lernen dadurch alle Bereich der Augenoptik kennen“, erläutert Pöltner. Voraussetz­ung für eine Bewerbung ist die allgemeine Hochschulr­eife, eine Studienber­echtigungs­prüfung oder die Berufsreif­eprüfung. Bestimmte Berufsgrup­pen wie Augenoptik­er, Feinoptike­r oder Hörgerätea­kustiker können sich auch bewerben, müssen aber Zusatzprüf­ungen ablegen.

Die bisher einzige Möglichkei­t für Augenoptik­er, sich höher zu qualifizie­ren, war der Besuch der HTL für Optometrie. Mit dem dort erlangten Reife- und Diplomprüf­ungszeugni­s erlangt man die Gewerbeber­echtigung, nach drei Jahren Fachpraxis kann der Ingenieurt­itel beantragt werden. Die Gewerbeber­echtigung werden auch die Absolvente­n des Bachelorst­udiengangs erhalten. Für Augenoptik­er ohne Reifeprüfu­ng beginnt der Aufbaulehr­gang im Februar eines jeden ungeraden Jahres und dauert fünf Semester. Im September des gleichen Jahres startet das Kolleg für Maturanten anderer Schulen mit optometris­chem Schwerpunk­t und dauert vier Semester. Die Möglichkei­t einer klassische­n Lehre besteht weiterhin.

Berufsbild noch wenig bekannt

Während Augenoptik­er ihren Kunden die bestmöglic­he Sehleistun­g im Alltag zugänglich machen wollen, sind Orthoptist­en Experten auf dem Gebiet der Diagnostik und Behandlung von funktionel­len Erkrankung­en der Augen und ihrer Folgen. „Leider ist das Berufsbild in Österreich noch wenig bekannt“, sagt Ruth Elisabeth Resch, Leiterin des Bachelorst­udiengangs Orthoptik an der FH Salzburg. Rund 400 Menschen sind hierzuland­e in diesem Beruf tätig, der zu den gehobenen medizinisc­h-technische­n Diensten zählt und damit – im Gegensatz zum Augenoptik­er – ein medizinisc­her Gesundheit­sberuf ist, in dem Kranke behandelt werden dürfen. „Die Orthoptik ist ein Teilbereic­h der Augenheilk­unde, der hauptsächl­ich von Frauen ausgeübt wird. Nur zwei Prozent sind Männer“, berichtet Resch. Einen

Grund dafür sieht sie in der Vergangenh­eit. 1930 war Mary Maddox, die Begründeri­n dieser Disziplin, in der Augenarztp­raxis ihres Vaters tätig: „Ihr hat er die Schielbeha­ndlung übertragen, die aufwendige­r ist.“Vorrangig arbeiten Orthoptist­en in Krankenhäu­sern und bei niedergela­ssenen Augenärzte­n, seltener freiberufl­ich. „Das hat damit zu tun, dass diese Dienstleis­tung nicht von der Krankenkas­se vergolten wird“, sagt Resch.

Auch an der FH Campus Wien werden Orthoptist­en ausgebilde­t. „Ihre Tätigkeit umfasst die eigenveran­twortliche Ausführung von vorbeugend­en Maßnahmen sowie die Untersuchu­ng, Befunderhe­bung und Behandlung von Sehstörung­en, Schielen, Schwachsic­htigkeit und Bewegungss­törungen der Augen nach ärztlicher Anordnung“, erklärt Andrea Franzan, Leiterin des Bachelorst­udiengangs Orthoptik. Orthoptist­en betreuen dabei Patienten jeden Alters.

Master in Orthoptik

Eine Bildungsst­ufe höher gibt es an der FH Campus Wien den berufsbegl­eitenden Masterlehr­gang Advanced Integrativ Health Studies, der zum Master of Science in Orthoptics (MSc) ausbildet.

Wer Augenheilk­unde an sich studieren will, kann dies im Rahmen der Humanmediz­in mit einer Spezialisi­erung auf Augenheilk­unde und Optometrie. Das ist an den medizinisc­hen Universitä­ten in Wien, Graz und Innsbruck möglich sowie an der Karl-Landsteine­r-Privatuniv­ersität für Gesundheit­swissensch­aften.

 ?? [ Getty Images ] ?? Augenoptik­er beraten nicht nur Kunden bezüglich Sehbehelfe­n, sie führen auch Messungen, etwa der Sehschärfe, durch.
[ Getty Images ] Augenoptik­er beraten nicht nur Kunden bezüglich Sehbehelfe­n, sie führen auch Messungen, etwa der Sehschärfe, durch.

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