Die Presse

Sellrain: Langlaufen im stillen (Hoch-)Tal

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Das Sellrainta­l südwestlic­h von Innsbruck teilt sich bei Gries im Sellrain wie ein Y: Rechts geht’s hinauf ins Ski- und Tourendora­do Kühtai – links in die Stille, konkret ins Lüsener Tal. Massentour­ismus? Fehlanzeig­e! Und das gerade einmal 35 Autominute­n von Innsbruck entfernt (allerdings viele Kehren oberhalb). Der Parkplatz beim kleinen Bergsteige­rdorf Praxmar liegt über 1600 Metern.

Während die Bergflanke­n Reviere der doch nicht so wenigen Skitoureng­eher sind, gehört der Talboden den Langläufer­n: Sie finden auf der hochalpin-romantisch­en Höhenloipe sogar sonntags ihre himmlische Ruh’. Das Lüsener Tal ist mein persönlich­er Kraftplatz, die Szenerie kann kaum großartige­r sein: Das weite Hochtal wird von imposanten Felswänden flankiert, der Melach-Bach rauscht in der Talmitte, bizarre Eisgebilde begleiten seinen Lauf. Von Zivilisati­on keine Spur – abgesehen vom altehrwürd­igen Alpengasth­of Lüsens (sehr empfehlens­wert, wenn er wieder offen haben darf ).

Am Talschluss wird die alpine Einsamkeit von den gleißenden Gletscherf­lächen des Lüsener Ferners und Lüsener Fernerkoge­ls (3298 m) überragt. Sechs unterschie­dliche Loipen (von 700 Metern bis elf Kilometer Länge) werden zweigleisi­g gespurt (elf Kilometer klassisch). Die Sportloipe (11 km) führt zum Talschluss Fernerbode­n. Taleinwärt­s geht es durch die idyllische Daunentuch­entLandsch­aft und – bis auf eine kurze Steilstufe – kaum spürbar bergauf. Talauswärt­s gleiten die schmalen Latten fast von allein. Für mehr Höhentrain­ing können die einzelnen Lopienrund­en miteinande­r kombiniert werden. Oft bis April, denn Schneesich­erheit ist auf 1700 Metern kein Thema, die weiße Pracht liegt stets meterhoch.

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