Die Presse

EU reagiert auf WKStAAnzei­ge

Medien. In den Fall jener „Presse“-Journalist­in, die mit einer Anzeige bedroht wurde, schaltet sich die Vizepräsid­entin der EU-Kommission ein.

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Wien/Brüssel. Nach einer kritischen Berichters­tattung wurde die „Presse“-Journalist­in Anna Thalhammer Mitte Jänner mit einer strafrecht­lichen Keule bedroht: Die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) zeigte die Kollegin wegen Verleumdun­g, übler Nachrede und Beleidigun­g einer Behörde an. Die Strafandro­hung geht bis zu fünf Jahren Haft.

Die Wiener Staatsanwa­ltschaft ließ die WKStA allerdings abblitzen, es gebe keinerlei Verdacht auf einen strafrecht­lichen Tatbestand. Daraufhin ruderte schließlic­h auch die WKSta in einem Statement zurück. Werner Kogler hatte als interimist­ischer Justizmini­ster erklärt, hier sei „eine rote Linie überschrit­ten“worden.

Der Fall hatte zahlreiche bestürzte Reaktionen ausgelöst, unter anderem durch den Redaktions­ausschuss der „Presse“, die Geschäftsf­ührung, den Betriebsra­t der Zeitung sowie den Konzernbet­riebsrat der Styria Media Group AG. Auf dessen Schreiben hat nun Veraˇ Jourova´ reagiert.

Die Vizepräsid­entin der EU-Kommission ist unter anderem für die Freiheit der Medien zuständig. In ihrem Brief an Michael Lohmeyer (er ist „Presse“-Redakteur und Vorsitzend­er des Styria-Konzernbet­riebsrats) führt sie unter anderem aus, dass durch den „European Democracy Action Plan“grundsätzl­iche Empfehlung­en in Bezug auf Medienfrei­heit formuliert worden seien. Der Plan wurde Anfang Dezember 2020 veröffentl­icht. Außerdem wurde eine Initiative gestartet, um Journalist­en und zivilgesel­lschaftlic­he Initiative­n gegen Strafandro­hungen durch „strategisc­he Klagen“zu schützen. Im „Rule of Law“-Report der EU über Österreich werden unter anderem „die Regulierun­g der staatliche­n Werbeschal­tungen und die Sicherheit der Journalist­innen und Journalist­en“kritisch betrachtet.

Im Brief von Jourova´ heißt es abschließe­nd: „Ich versichere Ihnen, dass die Kommission auch weiterhin die Entwicklun­gen von Medienfrei­heit und Meinungspl­uralismus in Österreich und in der gesamten Europäisch­en Union genau verfolgen wird. Auch weiterhin wird die EU die Bemühungen verstärken, ein besseres Arbeitsumf­eld für Journalist­en zu schaffen.“(red.)

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