Wohnzimmertests: Start einer Aktion mit Lücken
Gratistests. Die Nachfrage ist da, aber in Sachen Versorgung und Sicherheit gibt es Lücken.
Wien. Seit Montag wird, man wundert sich ja immer wieder über die „Freuden“, die diese Pandemie mit sich bringt, nun also in der Nase gebohrt. Seit 1. März werden in Apotheken Sars-CoV-2-AntigenSchnelltests abgegeben, für die Abstriche aus dem vorderen Nasenraum genommen werden, sogenannte Nasenbohrertests.
1 Wie ist die Verteilaktion der Gratis-Antigentests angelaufen?
Nicht alle auf einmal, so lautete der Appell im Vorfeld: Schließlich stehen in der ersten Woche österreichweit drei Millionen Tests, die je in Fünfer-Sets abgegeben werden, zur Verfügung – also Tests für rund 600.000 Menschen. Der Appell scheint gewirkt zu haben, in zahlreichen Wiener Apotheken waren am Montagnachmittag noch Test-Sets verfügbar, nur in einzelnen hieß es: Erst morgen wieder. In der Apothekerkammer sprach man am Montag von einer „sehr guten Nachfrage“, aber ein Ansturm sei ausgeblieben.
2 Wann ist die flächendeckende Versorgung sichergestellt?
Bis Montagmorgen waren laut Apothekerkammer alle rund 1400 Apotheken in Österreich mit je rund 2000 Tests versorgt. Nun kommen laufend Lieferungen nach. Nächste Woche sollen knapp doppelt so viele Tests geliefert werden wie in dieser Woche: 5,5 Millionen Test, also quasi Monats-Rationen für 1,1 Million Menschen. In Summe sollen alle über 15-Jährigen Bezugsberechtigten mit fünf Tests pro Monat versorgt werden. Unter 15-Jährige können sich an Schulen testen lassen.
3 Wie aussagekräftig sind diese Tests?
In den Apotheken werden Tests diverser Hersteller abgegeben, aber allesamt sind Anterio-Nasal-Tests, wie sie auch an Schulen eingesetzt werden. Für diese Tests spricht, dass sie völlig unkompliziert selbst durchgeführt werden können – auch an Kindern. Aber, sie sind unzuverlässiger als Antigentests mit tiefem Nasenrachen-Abstrich, da im vorderen Nasenraum gewöhnlich weniger Viren vorhanden sind als im Nasopharynx, dem Nasenrachenraum. Experten warnen davor, einen negativen Test als Beleg zu sehen, nicht infektiös zu sein. Ob Infektionen damit erkannt werden, hängt vor allem davon ab, ob Symptome auftreten. Die Ages etwa hat kürzlich eine Studie veröffentlicht, der zufolge bei Infizierten ohne Symptomen die Sensitivität solcher Tests nur bei 41 Prozent lag.
Aussagekräftigere Antigentests, für die ein Abstrich im Nasenrachenraum genommen wird, sind mittlerweile auch zum Heimgebrauch zugelassen, können über Apotheken bezogen werden – aber sie sind weiterhin zu bezahlen.
Kostenfrei bleiben indes die Antigen-Schnelltests, die mehr als 900 Apotheken vor Ort durchführen, sie gelten auch als Eintrittstest.
4 Wann gibt es Gratis-Tests auch für Elga-Aussteiger?
Die Gratis-Wohnzimmertests sind an die E-Card gekoppelt, Kunden können für sich selbst oder für Angehörige mit deren E-Card Tests abholen. Keine Gratis-Tests bekommen Personen, die sich von der Elektronischen Gesundheitsakte Elga oder vom Service e-Medikation abgemeldet haben oder nicht krankenversichert sind. Das sorgt für Kritik von Datenschützern oder Ärztekammer, entstehe doch dadurch eine Versorgungslücke für Hunderttausende Menschen, allein 300.000 der 8,8 Millionen E-Card-Besitzer sind Elga-Aussteiger. Im Gesundheitsministerium begründet man das mit dem Zeitdruck zum Start der Aktion. Binnen zwei Wochen soll eine Lösung für Betroffene gefunden sein.
5 Was wurde aus den Gratis-PCRGurgeltests für zu Hause?
„Alles gurgelt!“, unter diesem Motto hat die Stadt Wien Gurgeltests, die mittels PCR-Methode ausgewertet werden, für zu Hause angekündigt. Diese Testschiene soll so funktionieren, dass man in BipaFilialen eine Box mit zwei Testkits pro Woche abholt, sich via App registriert, daheim via App vor der
Handykamera gurgelt, die Probe in einer Bipa-Filiale abgibt und binnen 24 Stunden das Ergebnis via App erhält – inklusive Bestätigung, die als Eintrittstest gelten soll.
Die Aktion sollte im März in Wien zur Verfügung stehen. Was wurde daraus? Die Aktion läuft bereits, heißt es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker. 230 Firmen würden sich daran bereits beteiligen, das sei der erste Schritt. Der zweite Schritt, diese Tests allen Wienerinnen und Wienern zur Verfügung zu stellen, soll im Lauf des Monats folgen – wann genau ist unklar. Für die Verteilung ist ein Gutschein-System angedacht, etwa indem Gutscheine per Post verschickt werden, mit denen dann die Test-Boxen abgeholt werden können. Die Laborkapazität für die gepoolte Auswertung werde derzeit erweitert.