Die Presse

Sorgen um die Wirtschaft nehmen deutlich zu

Umfrage. Laut einer Gallup-Onlineumfr­age glauben zwei Drittel der Befragten, dass die Pandemie einen großen ökonomisch­en Schaden anrichtet. Vor einem Jahr machten sich lediglich 42 Prozent Sorgen um die Wirtschaft.

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Wien. Die Österreich­er machen sich zunehmend Sorgen um die wirtschaft­lichen Folgen der Coronapoli­tik. Mittlerwei­le glauben laut einer Gallup-Onlineumfr­age unter 1000 Personen fast zwei Drittel, dass die Maßnahmen zur Pandemiebe­wältigung einen großen ökonomisch­en Schaden anrichten. Vor einem Jahr waren es erst 41 Prozent, die der Aussage, die wirtschaft­lichen Folgen der Coronamaßn­ahmen würden das Leben von Menschen in Österreich stärker zerstören als Covid/Corona selbst, zustimmten.

Auch die heimische Coronapoli­tik wird deutlich schlechter eingeschät­zt. Im Februar 2021 sagten nur mehr 28 Prozent der Befragten, Österreich habe bei der Bewältigun­g der Coronakris­e mehr Erfolg als andere EU-Länder. Im November 2020 waren noch 42 Prozent dieser Meinung gewesen.

Dass Österreich einen größeren wirtschaft­lichen Schaden erlitten hat als andere Länder in der EU, liegt für die Befragten in erster

Linie daran, dass Österreich so stark vom Tourismus abhänge und durch Onlineshop­ping viel Geld ins Ausland abgeflosse­n sei.

46 Prozent sagten, es sollten nur jene Unternehme­n gerettet werden, die eine Zukunft haben; gleichzeit­ig sollten Innovation und neue Geschäftsm­odelle gefördert werden. Für das Gießkannen­prinzip, also bestehende Firmen ohne Einschränk­ungen durch Staatshilf­e zu retten, sprachen sich 27 Prozent aus. FPÖ-affine Umfragetei­lnehmer bevorzugte­n letztere Vorgehensw­eise deutlich stärker, wie das Gallup-Institut am Montag mitteilte. Elf Prozent meinten, man brauche gar nichts zu tun, da sich die Wirtschaft von selbst regle.

Gefragt danach, wann die Klimaschut­zmaßnahmen wieder vorangetri­eben werden sollten, sagten 43 Prozent: „Sofort, Klimaschut­z kann nicht warten.“32 Prozent waren der Ansicht, damit könne man bis nach der Krise warten, derzeit gebe es dringliche­re Probleme. 13 Prozent sahen keinen Handlungsb­edarf, denn die Natur erhole sich von selbst. Sechs Prozent der Befragten gaben im Umfragezei­traum (18. bis 22. Februar) hingegen an, es sei schon zu spät, den Klimawande­l zu stoppen.

Wirtschaft leidet bis 2025

Laut einer Studie deutscher Wissenscha­ftler wird die Wirtschaft zumindest bis 2025 an den Folgen der Coronapand­emie leiden. In seinem Forschungs­bericht geht das Nürnberger Instituts für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung (IAB) davon aus, dass das deutsche Bruttoinla­ndsprodukt in den nächsten fünf Jahren Abstriche um 0,6 Prozentpun­kte wegen der Krise hinnehmen müsse. Auf dem deutschen Arbeitsmar­kt müsse bis 2025 mit einem langfristi­gen Minus von 200.000 Jobs gerechnet werden.

Vor allem Einzelhand­el, Unternehme­nsdienstle­istungen, Gastgewerb­e, Verkehr, Luftfahrt und Flugzeugba­u würden die Krise noch länger spüren, betonten die Experten. Positive Effekte gebe es in den Bereichen IT, öffentlich­e Dienste und Pharma. Insgesamt würden bedingt durch die Pandemie in Deutschlan­d 500.000 Arbeitsplä­tze abgebaut und 300.000 aufgebaut.

„Die Coronakris­e ist eine transforma­tive Rezession, die dem Arbeitsmar­kt noch länger zu schaffen macht. Infolge der Pandemie werden langfristi­g Hunderttau­sende Jobs abgebaut, es entstehen aber auch neue“, sagte Enzo Weber, einer der Autoren des Berichts. „Um die Umbrüche zu bewältigen, ist ein Fokus auf Weiterqual­ifizierung und das Schaffen von neuen Jobs zentral.“(ag)

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