Olaf warnt vor Impfbetrügern
Verbraucherschutz. Verbrecher haben in der EU schon eine Milliarde inexistenter Impfdosen angeboten. Auch die Kommission ist auf der Hut.
Brüssel. Das Rennen um Impfstoffe gegen Covid-19 eröffnet neue Felder für Verbrecher. Der Leiter des EU-Antibetrugsamtes Olaf, Ville Itälä, erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass Betrüger bereits eine Milliarde nicht existierender Impfstoffe im Gegenwert von rund 14 Milliarden Euro zum Kauf angeboten hätten. Es handle sich dabei um Mittelsleute, die angäben, stellvertretend für Impfstoffhersteller zu agieren. Sie verlangten Vorauszahlung und gäben keine Details über die Lieferbedingungen bekannt. Unter den Betrügern gebe es sowohl Berufsverbrecher mit einschlägiger Erfahrung als auch Gelegenheitstäter. Sie seien an lange Ketten von Zwischenhändlern geknüpft, die oft aus der EU hinausführen. Diese Form der angeblichen Impfstoffbeschaffung sollte bereits misstrauisch machen. Denn Itälä wies darauf hin, dass keiner der in der EU zugelassenen Impfstoffe über Zwischenhändler vertrieben werde, sondern ausschließlich von den Pharmakonzernen selbst.
Olaf habe bisher keine Kenntnis über gefälschte Covid-19-Impfstoffe, die auf den EU-Markt kommen. Das sei aber nur eine Frage der Zeit: „Wo es viel Geld gibt, finden die Betrüger ihren Weg hinein.“Didier Reynders, der für Justiz und Verbraucherschutz zuständige EU-Kommissar, bestätigte am Dienstag bei der Vorstellung des Jahresberichts über gefährliche Nichtlebensmittelprodukte, dieses Problem im Visier zu haben. Neun Prozent aller Warnmeldungen betrafen im Jahr 2020 Produkte, die mit Covid-19 zu tun hatten, vor allem Masken, die nicht ordnungsgemäß schützten.
Millionenschwere Maskenaffäre
Welche Probleme dubiose Mittelsleute im Kampf gegen die Pandemie erzeugen können, zeigt ein Fall aus Belgien. Dessen Verteidigungsministerium hatte vorigen April 15 Millionen Stoffmasken von einer in Luxemburg ansässigen Firma namens Avrox gekauft, die keine Referenzen im Vertrieb von medizinischen Produkten hatte. Zuerst stellte sich heraus, dass die Masken entgegen der Ausschreibungsbedingungen nicht bei 60 Grad waschbar sind. Dann ergab dieser Tage eine behördliche Untersuchung, dass sie mit einer gesundheitsschädlichen antibakteriellen Substanz behandelt wurden. Von ihrer Nutzung wird abgeraten, der 32-Millionen-Euro-Vertrag ist gerichtsanhängig.