Die Presse

ÖVP mit 100 Ideen für Rot-Pink

Reaktionen. Die Türkisen fordern ein „Comeback“für die Wirtschaft und kritisiere­n fehlende Transparen­z. Eine „Stand-by-Koalition“orten die Grünen.

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Wien. Zur 100 Tage alten rot-pinken Koalition in Wien zog am Dienstag auch die Opposition Bilanz. Mit 100 Ideen für die Stadtregie­rung meldete sich die ÖVP zu Wort.

Darin sind etwa Forderunge­n für ein „Comeback“der Wirtschaft in der Coronakris­e enthalten. Man sei überzeugt, dass einige Dinge in Wien besser gehandhabt werden könnten, als dies Rot-Pink derzeit tue, hielten Landespart­eichef und Finanzmini­ster Gernot Blümel, die nicht amtsführen­de Stadträtin Bernadette Arnoldner und Klubobmann Markus Wölbitsch in einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz fest.

Keine Gebühr für Schanigärt­en

Blümel verwies auch auf die Maßnahmen des Bundes, von denen die Stadt stark profitiere. Wichtig sei nun, die Entlastung der Wirtschaft auch auf Landeseben­e zu forcieren, hieß es. Zu den geforderte­n Punkten gehört etwa die Aussetzung der Schanigart­engebühren für mindestens das Jahr 2021, die Abschaffun­g der Dienstgebe­rabgabe, die Streichung des Valorisier­ungsgesetz­es und die Einrichtun­g von Tourismusz­onen, die eine Sonntagsöf­fnung ermögliche­n würden.

In Sachen Transparen­z wurden ebenfalls Defizite konstatier­t, vermisst wird von der ÖVP vor allem der Einblick bei den CoronaWirt­schaftshil­fen. Stadträtin Arnoldner kritisiert­e den ihrer Ansicht nach fehlenden Fokus auf das Thema Integratio­n. Dieses sei ein „Stiefkind“der Regierungs­arbeit.

Von den Grünen, dem früheren Koalitions­partner der SPÖ, kam – wenig überrasche­nd – kaum Lob. Aus der „Fortschrit­tskoalitio­n“sei eine „Stand-by-Koalition“geworden, beklagte das grüne Stadtratsd­uo Judith Pühringer und Peter Kraus. Vor allem im Verkehrs- und Umweltbere­ich gehe es „mit RotPink zurück in die 1970er-Jahre“, konstatier­te Kraus.

Als Beispiele nannte er etwa die vorerst nicht umgesetzte Umgestaltu­ng der Praterstra­ße oder die „Ausdünnung der Öffi-Intervalle“. Positiv wurde bewertet, dass die Wiener Jugendunte­rstützung U25 nun den Vollbetrie­b aufnehme (sie wurde noch unter RotGrün beschlosse­n). Auch der Stopp des Verkaufs von Kleingärte­n wurde begrüßt.

„Schnitzelg­utschein zu wenig“

Von der Wiener FPÖ kam am Dienstag ausschließ­lich Kritik. Bürgermeis­ter Michael Ludwig (SPÖ) habe viel versproche­n und nichts umgesetzt, befand Parteichef Dominik Nepp. Versäumnis­se und Reformbeda­rf sieht die FPÖ vor allem im Wohnbau, bei der Bekämpfung der Arbeitslos­igkeit und in der Bildungspo­litik.

Ludwigs Politik sei ein „Armutszeug­nis für die Sozialdemo­kratie“, so Nepp. „Ein Schnitzelg­utschein allein, das ist zu wenig“, lautet sein Resümee. Auch an den Neos fand die FPÖ bisher keinen Gefallen. Alte Forderunge­n, etwa in der Bildung, seien nicht aufgegriff­en worden. (red./APA)

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