Die Presse

Die GPA und die Sache mit der Jacht in Triest

Nach der Coronakris­e ist die Vermögenst­euer keine brillante Idee.

- josef.urschitz@Diepresse.com

Auf die Frage, wer denn die Coronakris­e bezahlen soll, haben fast drei Viertel der Österreich­er eine klare Meinung: Die G´stopften. Also alle, die mehr besitzen als man selbst. Folgericht­ig hat die Gewerkscha­ft der Privatange­stellten einen neuen Vorstoß für die Millionärs­steuer gestartet. Mit populistis­chen Klischees der Sonderklas­se. Etwa einem goldketter­lbehangene­n Zuhälterty­pen im seidenen Morgenrock, den es freut, dass er für seine „Jacht in Triest“keine Steuer bezahlt. Wie man sich in der GPA einen Kapitalist­en vorstellt.

Eine unnötige Zuspitzung, denn in der Grundanaly­se haben die Gewerkscha­fter ja recht: Die Vermögensk­onzentrati­on hat ungesunde Ausmaße erreicht, die auf Dauer gesellscha­ftliche Verwerfung­en verursache­n. Das sieht auch mancher Milliardär so. Etwa Warren Buffett, der gemeint hat, es sei schwer einzusehen, dass er weniger Steuer zahle als seine Sekretärin. Das Steuersyst­em hängt einfach schief, belastet Arbeit und Produktion einseitig zu stark und gehört geändert.

Dass sich das mit einer Substanzst­euer von 0,5 bis 1,5 Prozent auf Netto-Finanz- und -Immobilien­vermögen (mit einer Million Euro Freibetrag) ändern lässt, gehört allerdings ins Reich der Fabel. Schon deshalb, weil man damit einen nicht geringen Teil des Vermögens gar nicht erfassen wird: Der Landwirtsc­haft die Agrarförde­rungen per Vermögenst­euern auf den Marktwert ihres Grundvermö­gens wieder abschöpfen zu wollen – da wünschen wir viel Vergnügen. Und Betriebsve­rmögen nach einer Krise mit schwer in Mitleidens­chaft gezogenen Kapitaldec­ken auch noch substanzbe­steuern zu wollen klingt auch nicht gerade nach brillanter Idee. Bleiben die Privatverm­ögen. Im Wesentlich­en Immobilien.

Das Ganze wird also bei Weitem nicht die erhofften Milliarden bringen. Und nach ein paar Jahren mit erhöhter Inflation wird auch so manches GPA-Mitglied mit Haus im Speckgürte­l zur Zielgruppe gehören, während wirklich Vermögende Vermeidung­swege gefunden haben werden. Der sozialisti­sche Finanzmini­ster, der diese Steuer in Österreich 1993 abgeschaff­t hat, wusste schon, was er tat. Aber manche lernen nie.

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