Negativrenditen trotz Inflationsangst
Österreich stockte am Dienstag zwei Anleihen zu Negativzinsen auf. Angesichts der jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten nicht gerade selbstverständlich.
Wien. An den Kapitalmärkten wuchs in den vergangenen Tagen und Wochen die Sorge vor einem Anstieg der Inflation, ausgehend von einem Konjunkturpaket der USA, das fast zwei Billionen Dollar umfassen soll. Noch ist von einem Preisauftrieb aber nichts zu sehen, zumindest nicht in der Eurozone.
Im Februar lag die Teuerungsrate wie schon im Vormonat bei 0,9 Prozent. Das gab die Europäische Statistikbehörde am Dienstag bekannt. Das muss so freilich nicht bleiben. Ab dem Frühjahr dürften sich die zuletzt gestiegenen Ölpreise, die vor einem Jahr noch deutlich niedriger waren, auch in einer höheren Inflationsrate bemerkbar machen.
Das ist nicht nur für die Bevölkerung, sondern auch an den Finanzmarkt relevant. Und dort ging es angesichts der steigenden Inflationserwartungen zuletzt eher wild zu. Nicht nur Aktien korrigierten, auch Anleger zogen sich aus Anleihen mit langer Laufzeit zurück, was deren Renditen in die Höhe trieb. Österreichs zehnjährige Papiere notierten zuletzt erstmals seit April 2020 wieder im positiven Bereich. Wer sein Geld aber langfristig in niedrig verzinste Anleihen steckt, der wird bei einer höheren Inflationsrate noch weniger realen
Ertrag als bisher sehen. Für die Staaten kann das zum Problem werden, denn wenn die Marktzinsen steigen, müssen sie ihren Gläubigern mehr bezahlen – was die Zinskosten nach oben treibt.
Hohe Nachfrage
Mitten in dieser heiklen Phase hat Österreich am gestrigen Dienstag nun zwei Anleihen mit einem Volumen von 1,2 Mrd. Euro aufgestockt. Eine mit zehn Jahren Laufzeit, die andere mit drei Jahren. Bei beiden lag die Emissionsrendite im negativen Bereich. Auch für den Chef der Bundesfinanzierungsagentur, Markus Stix, durchaus überraschend, wie er zur „Presse“sagt. „Wir hätten nicht gedacht, dass wir bei der zehnjährigen noch negative Renditen schaffen.“Der Trend ging in den vergangenen Tagen schließlich in die andere Richtung.
Ende Jänner, als die Republik eine neue zehnjährige Staatsanleihe auflegte, betrug die Emissionsrendite noch minus 0,33 Prozent, nun waren es minus 0,138 Prozent – ein merklicher Anstieg. Bei der Nachfrage nach Investoren muss sich die Republik weiterhin nicht verstecken. Die Gebote lagen zuletzt stets über jenen der Vergleichsgruppe, in der sich Frankreich und Deutschland befinden. Österreich hätte diesmal das 2,55-Fache seines (zehnjährigen) Angebots verkaufen können, im Jänner war es das 2,16-Fache. Bei den dreijährigen Papieren ist die Nachfrage noch größer gewesen.
Österreich hat bei seinen Anleihen heuer eine durchschnittliche Emissionsrendite von minus 0,3 Prozent erzielt, was niedriger ist als im Schnitt des Vorjahres, als es noch minus 0,09 Prozent waren. „Aber wir haben erst 20 Prozent der Anleihen-Finanzierungen getätigt“, so Stix. Er schließt angesichts der Marktlage nicht aus, „dass wir wieder positive Renditen bei Auktionen sehen“. Viel wird von der Konjunkturerwartung abhängen und vom Verlauf der Neuinfektionen in den einzelnen Staaten.
Mit steigenden Marktzinsen wurde erst ab der zweiten Jahreshälfte gerechnet, sagt Stix. „Der jüngste Anstieg in dieser Höhe war unerwartet.“Die Europäische Zentralbank (EZB) habe jedoch ausreichend Möglichkeiten, um dem entgegenzuwirken.
Vertreter der EZB betonten zuletzt mehrfach, dass genügend Munition zur Bekämpfung des Renditeanstiegs zur Verfügung steht, der offensichtlich mit Sorge beobachtet wird. Die verbalen Interventionen konnten die Unruhe etwas dämpfen.