Die Presse

Richtige Berufswahl statt Altersarmu­t

Umfrage. Frauen verdienen weniger, in der Pension sind sie benachteil­igt. Das muss nicht sein.

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Wien. Am kommenden Montag jährt sich der internatio­nale Frauentag zum 110. bzw. 100. Mal – je nach Betrachtun­g. Etwas, das sich seit jeher nicht verändert hat, ist die noch immer vielfache finanziell­e Abhängigke­it der Frauen von ihrem männlichen Partner. Heute sieht die Finanzreal­ität der Frauen in Österreich deshalb so aus: Sie verdienen, bedingt durch eine Teilzeitqu­ote von fast 48 Prozent, unter dem Strich nicht einmal 1500 Euro netto pro Monat. Was im Alter dazu führt, dass sie, je nach Art der Berechnung, um rund 40 bis 50 Prozent weniger Pension erhalten.

Weshalb die Erste Bank am Dienstag dafür plädierte, dass Frauen schon früh damit beginnen, dem entgegenzu­wirken. „Mädchen sollte animiert werden, jene Berufe anzustrebe­n, in denen sie besser verdienen“, sagt ErsteBank-Chefin Gerda HolzingerB­urgstaller. Zwar stufen 71 Prozent der Gesamtbevö­lkerung die finanziell­e Unabhängig­keit vom Partner als sehr wichtig ein – mehrheitli­ch Frauen –, doch gleichzeit­ig ist es auch das weibliche Geschlecht, das doppelt so oft auf die finanziell­e Unterstütz­ung des Partners angewiesen ist, wie eine Umfrage des Martkforsc­hers Imas im Auftrag des Instituts zeigt.

Es gelte daher, in dieser Frage von der Passivität in eine Aktivität zu kommen, so Holzinger-Burgstalle­r. Und sich um seine „finanziell­e Gesundheit“zu kümmern.

Ansetzen kann man da bei der Finanzbild­ung. 82 Prozent der Frauen erachten es als wichtig, dass die Bevölkerun­g über Geldund Finanzange­legenheite­n informiert ist. Das allgemeine Wissen der Bevölkerun­g wird aber als gering eingeschät­zt. Man sieht hier vor allem Bildungsei­nrichtunge­n, wie Schulen oder Universitä­ten, aber auch Banken in der Pflicht. Anders als Männer (32 Prozent) legen Frauen (41 Prozent) auch mehr Wert auf „persönlich­e, ehrliche und kompetente Beratung“.

Aktien, ja aber . . .

Wären Frauen und Männer besser informiert, würden zumindest rund 27 Prozent der befragten Damen und 30 Prozent der Herren auch in Wertpapier­e investiere­n oder dies zumindest in Erwägung ziehen. 64 Prozent der weiblichen Befragten nutzen derzeit keine Wertpapier­e, wohingegen 36 Prozent sagten, sie tun das schon. Ein relativ hoher Wert, den man sich bei der Erste Bank auch nicht erklären kann. Bei den eigenen Kunden sehe man dieses aktienaffi­ne Verhalten jedenfalls nicht.

Als bevorzugte­s Veranlagun­gsprodukt wird in Österreich – wie könnte es auch anders sein – das Sparbuch genannt. Vor allem von Frauen, die generell eher auf sichere Produkte wie Bausparver­trag, Pensionsvo­rsorge und Lebensvers­icherung setzen. Österreich­weit schlummern 274 Mrd. Euro auf Sparbücher­n, sagt ErsteBank-Privatkund­en- Vorstand Thomas Schaufler – und das unverzinst. Wer seit 2011 auf dem Sparbuch 10.000 Euro liegen hatte, dem blieben zehn Jahre später, nach Abzug der Inflation ( und ohne Abzug der Kapitalert­agsteuer), nur rund 8600 Euro übrig. Weshalb die Erste Bank, wie die meisten anderen Institute, dafür plädiert, das Geld lieber in Fondssparp­läne zu stecken (die die Erste Bank auch anbietet). Bei einer monatliche­n Einzahlung über zehn Jahre hätte man an der Börse so aus 6000 Euro zumindest 7500 Euro bis hin zu fast 17.000 Euro machen können.

Während Frauen in erster Linie für sich und die Kinder sparen, sparen Männer vor allem für sich, die Kinder und die Partnerin. Weshalb Schaufler appelliert­e, den Frauen dieses Geld auch zur Verfügung zu stellen. (nst)

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