Die wahre Rolle des Breitensports
Analyse. Jugendliche und Kinder dürfen ab 15. März wieder in ihren Klubs trainieren. Jetzt sind die Verbände als Vorreiter gefragt: Konzepte und Tests müssen funktionieren.
Wien. Österreichs Sport kommt wieder in Bewegung, wenngleich nach dem Regierungsentscheid von Montag weiterhin nicht alle zurückkehren dürfen auf den Trainingsplatz. Ab 15. März dürfen Kinder und Jugendliche wieder mit ihren Vereinen im Freien trainieren. Die längst fällige Öffnung ist jedoch mit starken Auflagen verbunden: Es gelingt nur mit Zwei-Meter-Abstand. Im Fußball heißt das: Kontaktfreies Training, aber kein Match, selbst gruppeninterne Matches sind nach wie vor untersagt.
Während Sportverbände und Vereine Kindern damit nicht weiter erklären müssen, warum sie – in der Schule getestet und auf dem Schulhof gemeinsam am Ball – nachmittags nicht mehr miteinander laufen dürfen, muss der komplette Amateur- und Breitensport weiter zuschauen ob steigender Zahlen und bestehender Sorgen.
Wer jetzt Fehler begeht
Dass Gewerkschaft (Younion) und Interessenvertreter auch auf grünes Licht für sie pochen, ist naheliegend. Nur: Es gelingt, wenn bei Kindern alle Versprechen (mit Tests, Tracing, Hygienekonzepten etc.) gehalten werden von den Klubs. Es wäre ernüchternd bis folgenschwer, würden jetzt im Sport wegen Versäumnissen respektive Schlampigkeit Fehler passieren.
Auch da müssen diejenigen, die zuvor unermüdlich auf Öffnungen pochten, etwa Hans Niessl (Sport Austria), Hermann Krist (Askö) oder Peter McDonald (Sportunion) Einsatz zeigen. Sport in Österreich ist eben ein Spielfeld auf vielen Ebenen. In welcher Leistungsklasse öfters gefoult wird?
Im Grundsatz zeigten sich alle mit dem – zuvor seitens des Sports als Minimum erhofften – Ergebnis zufrieden. Niessl strich hervor, dass sich 571.000 bei Klubs gemeldete Kinder (bei Schülern soll der „Nasenbohrer-Test“den Eintritt legitimieren) wieder bewegen dürfen. Es sei wichtig für Körper – und Geist, das Vermissen sozialer Kontakte war eine Qual. Wie sehr sich physische und psychische Kollateralschäden noch bemerkbar machen, bleibt abzuwarten. Welch kapitale Schäden der IndoorSport oder Eventveranstalter noch davontragen werden, ebenso.
Einen Aspekt dürfen alle Funktionäre jetzt nicht mehr übersehen und sich dabei in der Zukunft nach der Pandemie, die gibt es, nicht noch einmal das Heft tollpatschig aus der Hand nehmen lassen. Die Politik hat sie gehört und auf ihr Ansinnen, manche nennen es Druck, richtungsweisend reagiert. Werner Kogler (Sport) und Rudolf Anschober (Gesundheit) ist die wahre Aufgabe des Sports, fern des Profitums, somit klar: Kinder brauchen Bewegung, Erwachsene ebenso – und es geht um deren gesundes Altern.
Die Botschaft
Anschober sagte klipp und klar in der „ZiB 2“: „Dass Kinder Sport auch am Nachmittag betreiben können, halte ich aus psychosozialen Gründen für eminent wichtig.“Die Aufzeichnung müssten sich Niessl und Konsorten eigentlich aufheben; rein zur Sicherheit.
Der erste Schritt ist gesetzt, jetzt geht es darum, den Rest des Amateursports – mit Bedacht – wieder hochzufahren. Die erstmals so intensiv gezeigte Allianz der Verbände mit Experten gibt neue Hoffnung, dass auch das gelingen wird. Wann? Noch nie konnte es im oder für den österreichischen Sport schneller gehen als jetzt. Das ist womöglich der Bonus, den man aus dieser Krise mitnehmen muss.
Dass Kinder Sport auch am Nachmittag betreiben, halte ich aus psychosozialen Gründen für eminent wichtig.
Rudolf Anschober