Heimrennen in der gefallenen Ski-Hochburg
Ski alpin. Saalbach-Hinterglemm will ab heute einen Vorgeschmack auf die Ski-WM 2025 bieten. Doch Salzburgs Skisport hat Aufholbedarf, das Bundesland von Stars wie Hirscher oder Veith fährt im Weltcup nur noch hinterher.
Saalbach-Hinterglemm. Weil sich Norwegens Skiverband ob der Corona-Maßnahmen im Land außer Stande sah, internationale Skirennen auszutragen, macht der Weltcup noch einmal Station in Österreich. Saalbach-Hinterglemm übernahm kurzerhand die Herrenrennen von Kvitfjell, ab Freitag stehen zwei Abfahrten und ein Super-G auf dem Zwölferkogel auf dem Programm, ab heute steigen die Trainingsläufe. Und weil das Wetter mitspielen dürfte, werden die Bilder aus dem Salzburger Pinzgau auch ohne Zuschauer als Vorgeschmack für die Alpine SkiWM 2025 taugen, für die das Glemmtal im zweiten Anlauf den Zuschlag bekommen hat.
Ganz anders steht es um das sportliche Bild, das die einstige Ski-Hochburg Salzburg dieser Tage abgibt. Auf der „Schneekristall“Piste wird sich ab heute wohl nur ein Salzburger blicken lassen: Hannes Reichelt. Und dass der 40-Jährige um ein Topresultat mitfahren wird, legt die Papierform nicht nahe. Der zweite verbliebene
Salzburger im ÖSV-Speedteam, Christopher Neumayer, dürfte überhaupt verletzt ausfallen.
Vorbei ist es also mit den Salzburger Festspielen im Wintersport. Das Bundesland stand lang an der Spitze der Skination, brachte die großen Namen hervor: Annemarie Moser-Pröll, Petra Kronberger, Alexandra Meissnitzer, Hermann Maier, Michael Walchhofer. Dank Marcel Hirscher, Anna Veith und Co. ist es gar nicht lang her, da hätte der Salzburger Landesskiverband (SLSV) den Nationencup praktisch im Alleingang für Österreich gewonnen.
Schatten und Lichtblicke
In diesem Winter hat erst ein einziger Salzburger schon einen Platz auf dem Weltcup-Podest eingefahren, ein durchaus überraschender obendrein: Stefan Brennsteiner aus der so viel kritisierten Riesentorlaufmannschaft gelang am vergangenen Wochenende ein dritter Platz im bulgarischen Bansko. Im Gesamtweltcup ist der Pinzgauer der bestklassierte Salzburger – als 47. Bei den Damen ist die Situation ähnlich alarmierend. Mirjam Puchner aus St. Johann im Pongau ist als Gesamt-31. Salzburgs Beste.
Verletzungspech spielt wie immer eine Rolle, ist in diesem Fall aber nicht der entscheidende Faktor. Vielmehr ein paar schwache Jahrgänge im Nachwuchs, die sich nun an der Spitze bemerkbar machen. Lichtblicke gibt es dort freilich auch: Der 22-jährige Stefan Rieser (Dorfgastein) ist Junioren-Weltmeister im Super-G. Die Lungauerin Lisa Grill gilt seit Jahren als große ÖSV-Hoffnungsträgerin, in Crans-Montana fuhr die 20-Jährige bei ihrem Weltcup-Debüt im Super-G auf Anhieb auf den 18. Rang. Wenig später aber stoppte ein Unterschenkelbruch ihren Erfolgslauf im Europacup (drei Siege, Gesamtzweite).
Bis sich zur Heim-WM 2025 vielleicht doch noch der eine oder andere Salzburger Medaillenanwärter herauskristallisiert, wird Saalbach zumindest jedes Rennen und jede Vorbereitung als Testlauf für das Großereignis nutzen. „Das Team wächst und kann sich einarbeiten. Die Sicherheit (Aufbauten, Anm.) hatten wir mit 50 Leuten in sechs Stunden aufgestellt. Da sind alle eingespielt, jeder kennt seine Handgriffe“, berichtet Bartl Gensbichler, der Obmann des Skiklubs Saalbach Hinterglemm und SLSV-Präsident.
Österreichs Speedmannschaft hat vergangene Woche bereits im oberen Teil der Strecke trainiert. Doppel-Weltmeister Vincent Kriechmayr (Oberösterreich) kann in Saalbach den Gewinn der kleinen Kristallkugel im Super-G fixieren, Matthias Mayer (Kärnten) ist in der Abfahrtswertung erster Verfolger des führenden Schweizers Beat Feuz. (joe)