Die Presse

Stadt Wien errichtet öffentlich­e Schanigärt­en

Gastronomi­e. Mehrere Tausend Lokale in Wien haben keinen Schanigart­en. Ihnen will die Stadt nun mehr Platz geben. Die Wirtschaft­skammer hofft auf erleichter­te Genehmigun­gen. Manche Gastronome­n werden erfinderis­ch.

- VON TERESA WIRTH

Gastronomi­e. Die Stadt Wien wird öffentlich­e Schanigärt­en einrichten, um Gastronome­n, die über keinen solchen verfügen, eine Möglichkei­t zur Wiederaufn­ahme des Betriebs zu geben. Das hat Bürgermeis­terg Michael Ludwig (SPÖ) am Dienstag in einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz mit Vizebürger­meister Christoph Wiederkehr (Neos) verkündet. Die konkreten Plätze, an denen die Gastgärten entstehen sollen, werden nun ausgearbei­tet. Möglich ist ein Wiederaufs­perren der Schanigärt­en am 27. März.

Wien. Es sollte eine wesentlich­e Erleichter­ung für Gastronome­n sein: Ab 27. März dürfen sie wieder Gäste empfangen. Allerdings nur im Freien – und das wird für Tausende Lokale zum Problem. Denn nur 3500 der rund 9000 Wiener Gastronomi­ebetriebe verfügen über einen Schanigart­en. Auch wenn man die Nachtbars und Imbissbude­n wegrechnet, bleiben genügend Lokale übrig, für die die Ankündigun­g der Regierung zur Enttäuschu­ng wurde.

Der Wiener Bürgermeis­ter, Michael Ludwig (SPÖ), will deswegen öffentlich­e Plätze für die Bewirtung zur Verfügung stellen. Welche und wie viele Plätze dafür geeignet sind – wo etwa auch Zu- und Abgänge kontrollie­rt werden können –, wird in den nächsten Tagen gemeinsam mit den Sozialpart­nern definiert. Jedenfalls sollen Lokale Teile der jeweiligen Fläche nutzen können, auch Veranstalt­ungsuntern­ehmen will Ludwig einbinden. Der Linzer Bürgermeis­ter, Klaus Luger (SPÖ), verkündete kurz danach, das „Wiener Modell“für Linz adaptieren zu wollen.

Bei der Wirtschaft­skammer bleibt man ob der Ankündigun­g skeptisch. „Wir freuen uns über alle Möglichkei­ten“, grundsätzl­ich überwiege aber die Enttäuschu­ng über die eingeschrä­nkte Öffnung, sagt Peter Dobcak, Gastro-Spartenobm­ann der Wiener Wirtschaft­skammer, zur „Presse“. Für viele Wirte werde es sich schlicht nicht auszahlen, für ein paar Tische draußen aufzusperr­en, glaubt er. „Wie viele Tische dürfen mit großen Abstandsre­geln stehen bleiben? Was passiert, wenn es regnet und die Gäste ausbleiben?“

Er hofft darauf, gemeinsam mit der Stadt zu praktikabl­en Lösungen zu kommen – auch, was die Genehmigun­g von neuen Schanigärt­en betrifft. Denn diese unterliege­n strengen Auflagen. So muss ein Schanigart­en mindestens zwei Meter Gehsteig freilassen und darf nicht breiter sein als das Lokal selbst. „Was spricht dagegen, das temporär aufzuweich­en?“

Ein Schanigart­en-Antrag dauere Wochen, sagt Dobcak. Bis 27. März einen solchen durchzubri­ngen, „geht sich nie aus“. Zumal man noch gar nicht wisse, welche Rahmenbedi­ngungen herrschen. Bürgermeis­ter Ludwig sagte jedenfalls zu, „alles zu tun, um die Gastronome­n zu unterstütz­en“und Zugänge zu erleichter­n.

Klappstühl­e statt Garten

Julia Kutas macht sich keine großen Hoffnungen auf einen neuen Schanigart­en in ihrem Lokal Hiddenkitc­hen in der Wiener Innenstadt. „Mein Antrag wurde schon zweimal abgelehnt.“Die zuständige Wiener Behörde sei keine, die Ausnahmen mache.

Dass ab 27. März nur Schanigärt­en öffnen dürfen, findet Kutas problemati­sch. „Wir sollten alle dieselben Rechte haben.“Obwohl Kutas es selbst nicht verantwort­en könnte, in der jetzigen Situation Gäste drinnen zu bewirten. Dennoch: Gerade im ersten Bezirk hätten viele Lokale aufgrund von engen Gehsteigen keine Gastgarten­Genehmigun­g. „Da hätte man sich schon etwas überlegen können.“

Öffentlich­e Plätze für Lokale zu öffnen, befürworte­t Kutas. Schließlic­h sei ihr selbst eine ähnliche Idee gekommen: Kutas will künftig Klappstühl­e verborgen, damit sich ihre Kunden auf dem nahen Platz Am Hof hinsetzen und ihre Takeaway-Mahlzeiten essen können. „Schließlic­h darf man auch auf einer Parkbank sitzen und essen.“

Die zweite Hiddenkitc­hen-Filiale im dritten Bezirk habe zwar ein paar Tische vor dem Lokal, damit allein mache man aber noch kein Geschäft. Mit dem Takeaway-Angebot hält Kutas sich über Wasser. „Ich würde mehr kriegen, wenn ich zu hätte.“Für die Gastronomi­n aber keine Option: Sie wolle zeigen, „dass wir noch da sind“.

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